Strategien


Studie von Accenture

11 Enabler für die digitale Transformation

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Für den Aufbau einer digitalen Fabrik brauchen Unternehmen keine "digitale Strategie", sondern eine Produktionsstrategie.
  • Beim Rennen um die digitale Fabrik wird es keine Zufallssieger geben.
  • Erst die Zieldefinition, dann der gezielte Griff in den digitalen Baukasten.
  • Technologische Hürden spielen nicht die entscheidende Rolle.
  • Ohne klaren Plan scheitert auch der Ausbau von Skills.
Die Grafik zeigt, welche Faktoren laut Studie die Digitalisierung in der Fertigungsbranche behindern.
Die Grafik zeigt, welche Faktoren laut Studie die Digitalisierung in der Fertigungsbranche behindern.
Foto: Accenture

Der Baukasten der digitalen Fabrik besteht aus elf Teilen. Schlecht beraten ist allerdings, wer diese Elemente einfach nach dem Prinzip Versuch und Irrtum zusammenschrauben möchte. Das geht aus der Studie "Digital Factory: Cracking the Code to Success" von Accenture hervor, die Fertigungsunternehmen mit digitalen Ambitionen dringend zu einer strategischen Herangehensweise rät.

Keine Zufallssieger im digitalen Rennen

Dabei bedarf es aber einer Klärung, was mit Strategie in diesem Fall gemeint ist. Accenture schreibt den Firmen ins Stammbuch, nicht unbedingt eine "digitale Strategie" zu entwickeln, sondern eine Fertigungsstrategie zu kreieren. Diese müsse informiert und ermöglicht werden durch eine neue Generation an digitalen Technologien.

Der geheime Code der digitalen Fabrik sei offensichtlich, so die Analysten. "Industrieunternehmen werden ihre digitale Transformation sicher daran scheitern sehen, den ersehnten geschäftlichen Nutzen zu generieren, wenn es an einem ganzheitlichen Verständnis dafür fehlt, welche geschäftlichen Ergebnisse erreicht werden sollen, wie das geschehen soll und welche digitalen Enabler dafür am besten geeignet sind", stellt Accenture fest.

Zwar bringe eine verbesserte Performance vermutlich auch ein unüberlegten Einsatz der einzelnen digitalen Bauteile mit sich, vor allem im Bereich Qualität und operative Flexibilität. "Aber im sich beschleunigenden Rennen um die digitale Fabrik wird es keine Zufallssieger geben", konstatieren die Analysten in aller Klarheit.

11 digitale Enabler

Die digitalen Enabler, um die es geht, sind diese:

1. Digital Foundation: Kommunikationsschichten, Datensammlungen, Monitoring- und Kontrolllösungen für das Management des Shop Floors.

2. Intelligent Automation & Control: Fortgeschrittene Kommunikations- und Kontrollfähigkeiten, die autonome und selbstbestimmte Echtzeit-Entscheidungen von Produktionsmaschinen und Produkten ermöglichen.

3. Operation Analytics & Process Monitoring: Proaktive Analyse von Daten auf der Mikro- und auf der Makroebene, um entscheidungsrelevante Trends und Anomalien zu entdecken.

4. Digital Safety & Energy Management: Sicherheitslösungen, die Individuen und ihre Risikogefährdung lokalisieren, und Systeme, die den Energieverbrauch steuern können.

5. Mobility: Mobile Lösungen, die Informationen sammeln, analysieren und weiterleiten und so Betriebsabläufe in Echtzeit und auf Fakten basierende Entscheidungen ermöglichen.

6. Advanced Technologies: Digitale Ermöglichung von Fertigungstechnologien. Robotics, Simulation und 3D-Druck fallen in diese Rubrik.

7. Engineering Collaboration: Digitales Design, das direkt mit der Produktion geteilt werden kann.

8. Digital Production System: Eine digitale Plattform, die interne und externe Erfahrungen, Wissen und Best Practices sammelt.

9. Talent Development & Learning: Lösungen zur Entwicklung und Weiterbildung von Mitarbeitern. Das beinhaltet unter anderem Online-Lernen, Echtzeit-Videos und digitale Assistenz.

10. Manufacturing Control Tower: Betriebliches Monitoring, das auch Zulieferer und Vertragspartner umfasst.

11. Industrial Security: Techniken und Lösungen zur Bedrohungsvermeidung, die Risiken sowohl in klassischen IT-Systemen als auch im physischen Bereich aufspüren.

Das also sind die im Baukasten vorhandenen Elemente. Ein einzelnes Unternehmen benötigt sie indes nicht alle gleichzeitig. Allerdings ist von einem blinden Griff in den Kasten abzusehen. So sollte am Anfang laut Accenture eine Definition dessen, was konkret angestrebt wird. Danach richtet sich dann die Auswahl der dafür benötigten digitalen Enabler.

"Ob es um stärkeres Wachstum, größere Einsparungen, verbesserte Flexibilität oder andere Ziele geht: Ein Unternehmen muss erst sehr genau wissen, was es erreichen will, und dann entsprechend seine Fertigungsstrategie formulieren", so Accenture.

Beispiel für eine Fertigungsstrategie

Ein Beispiel dafür liefern die Analysten ebenfalls. Ein Hersteller strebt an, seine Lieferzeiten zu beschleunigen. Als Schlüsselfaktoren dafür werden eine produktivere und besser informierte Belegschaft und zuverlässigere Fabrikationsanlagen identifiziert. Zur Verbesserung der Mitarbeiterproduktivität wählt das Unternehmen geeignete Mobilitätslösungen aus, an der Zuverlässigkeitsschraube wird mit Hilfe von Analyselösungen gedreht. Zwei punktgenaue Lösungen also für klar umrissene Problemfelder.

Blinde Adhoc-Nutzung von digitalen Instrumenten müsse demgegenüber gestoppt werden, mahnt Accenture. Die Analysten kritisieren, dass Technologie häufig deshalb implementiert werde, weil Wettbewerber sie ebenfalls verwenden - oder weil man technologisch gegenüber der Konkurrenz die Nase vorn haben will. Zielführend sei das nicht, eine Ausrichtung an klaren geschäftlichen Zielen hingegen unerlässlich für den Erfolg.

Hürden für die digitale Transformation

Unter den Hürden für die digitale Transformation der Fertigungsbranche spielen laut Studie technologische Fragen nur zu einem Viertel eine Rolle. Daneben bremsen die Entwicklung in jeweils etwa gleichem Maße vier andere Faktoren:

  • die organisatorische Verzahnung, um so viel Honig wie möglich aus den digitalen Technologien zu saugen,

  • das Reengineering von Geschäftsprozessen,

  • das Management des Einsatzes digitaler Technologien

  • und die Entwicklung der benötigten Skills.

Skill-Mangel wuchert einfach weiter

Gerade an der Schließung der Skill-Lücke sind laut Accenture viele Firmen bisher gescheitert. "Sie haben aggressiv um Fachkräfte geworben und die Größe ihre Gesamtbelegschaft aufgeblasen - aber die Skill-Lücken in den Schlüsselbereichen wucherten einfach weiter", berichten die Analysten.

Weniger Probleme hätten im Vergleich jene Unternehmen, die die DigitalisierungDigitalisierung als Personal-zentrierte Business-Transformation verstehen würden. Diesen Firmen gelänge es recht mühelos, die Lücken gezielt zu stopfen. Es verhält sich also genauso wie mit dem Baukasten. Zielgerichtetes Handeln verspricht Erfolg, Aktionismus hilft indes nicht weiter. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

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