IT beim VfB Stuttgart

130 Kennzahlen für 30000 Mitglieder

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.
Im Profifußball entscheidet nicht nur das Geschehen auf dem Platz über den Erfolg. Der Präsident des VfB Stuttgart, Erwin Staudt, steuert Strategie und Finanzen des Vereins mit Hilfe einer Balanced Scorecard und weiterer IT-Anwendungen.

Bei vielen Profivereinen in Deutschland hat sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass man für den Erfolg nicht nur Spieler braucht, die sich beim Kampf um den Ball durchsetzen, sondern auch eine professionelle, wirtschaftlich tragfähige Organisation. Der Umbau des eingetragenen Vereins alter Prägung zu einem zukunftsorientierten Unternehmen wird nirgends so konsequent mit Hilfe der IT vorangetrieben wie beim VfB Stuttgart 1893 e.V.

Für viele Fußballfans ist der Mann hinter den IT-Initiativen ein Unbekannter. Jedem CIO dürfte dagegen der langjährige Chef von IBM-Deutschland, Erwin Staudt, ein Begriff sein. Im Sommer 2003 wurde der ehemalige Linksaußen, der sich viele Jahre ehrenamtlich im Amateurfußball engagiert hat und zuletzt als Vorsitzender des TSV Eltingen arbeitete, von den VfB-Mitgliedern zum Präsidenten gewählt. Vor der Ära Staudt setzten die Schwaben lediglich auf eine ERP-Lösung von Navision und ein Ticketsystem von CTS, um die Profiabteilung des Vereins zu unterstützen.

Staudts erstes Projekt war Anfang 2004 eine IT-gestützte Balanced-Scorecard-Lösung. Mit ihr werden die strategischen Ziele konkretisiert und durch Kennzahlen steuerbar gemacht. Unternehmen wie Siemens, Bosch oder BASF setzen schon lange auf das vor rund zehn Jahren von den Amerikanern David Norton und Robert Kaplan entwickelte Steuerungssystem. Während diese Unternehmen beim Identifizieren der Kennzahlen jedoch auf die Erfahrungen von Mitbewerbern aus der gleichen Branche zurückgreifen können, betrat der VfB beim Thema BSC im Profifußball Neuland. „Das gab es bisher noch nicht“, erinnert sich Alex Wehrle, der in der Stabsabteilung das VfB für das BSC-System verantwortlich ist.

Am Anfang der BSC-Entwicklung stand die Erarbeitung der notwendigen Kennzahlen.Wie aber misst man, ob ein Fußballverein gut arbeitet? Tabellenstände und Transfersummen, Gehaltsausgaben und Zuschauerzahlen lässt der VfB selbstverständlich in die Leistungsmessungen einfließen.

Doch den Erfolg eines Vereins machen auch weniger griffige Faktoren aus. „Die besondere Herausforderung besteht darin, nicht auf Anhieb messbare Ziele wie etwa eine erfolgreiche Jugendarbeit mit geeigneten Messgrößen zu hinterlegen“, erklärt Erwin Staudt. Zusammen mit der Management-Beratung Horváth & Partners entwickelte das Projektteam des VfB im Dialog mit Abteilungsleitern und Mitarbeitern praxisnahe Kennzahlen für Abläufe, die bislang schwer zu messen waren.„Im Fall der Jugendarbeit werden unter anderem die Einsätze von Spielern aus der eigenen Jugend in der Bundesliga gezählt, entsprechend der Dauer ihrer Zugehörigkeit zum Verein gewichtet und mit allen anderen Bundesligisten verglichen“, sagt Staudt.

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