Management

14 Milliarden Jahre Erfolg ignorieren?

05.07.2013
Von Andreas Zeuch

Demokratie versus Expertokratie

Das dritte Argument hängt mit dem zweiten eng zusammen: Wir sind stolz auf unsere Demokratie. Wir sind nicht mehr Sklaven, Leibeigene, tumbe Masse. Wir dürfen uns jederzeit, sofern wir die verfassungsrechtlichen Spielregeln einhalten, erheben und unsere Meinung sagen.

Wir dürfen nicht nur, wir sind sogar aufgefordert, regelmäßig unsere Landes- und Bundesregierungen und deren zahlreiche Varianten in diversen Ländern frei ohne Furcht zu wählen. Sobald die Wahlbeteiligung niedrig ist, kritisieren wir dies. Sollten wir nicht einverstanden sein mit dem, was eine Regierung leistet, dann wählen wir sie ab. In Unternehmen gilt aber all das plötzlich nicht mehr.

Ein Spruch, den ich häufig zu hören bekomme: "Unternehmen sind keine demokratische Veranstaltung!" Aha. Wir trauen den meisten Bürgern zu, sich ihre berechtigte Meinung zu einer noch viel komplexeren Situation als der im Unternehmen zu bilden.

Unser einstiger Bundespräsident Roman Herzog hat im Jahr 1995 in einer Ansprache vor dem Europäischen Parlament klargestellt, dass wir uns keine Erstarrung in Expertokratie leisten dürfen. Das ist richtig und deshalb gewähren wir uns außerhalb von Unternehmen das Recht wählen zu gehen. Zu Demonstrieren. Selbst zu kandidieren.

Aber im Unternehmen sind die Mitarbeiter plötzlich zu faul, zu dumm, zu verantwortungslos, zu kriminell. In vielen, wenn nicht den meisten Unternehmen herrscht gewissermaßen ein demokratischer Ausnahmezustand.

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