Editorial

2006 wird das SOA-Jahr

03.12.2005

Laut Gartner hat die Service-orientierte Architektur (SOA) ihren Zenit überschritten. Im „Hype-Cycle”-Modell verorten die Analysten das Thema bereits im „Tal der Desillusion”, also dort, wo nach der Überbewertung durch die Medien alle schicken, neuen Ideen landen. Tatsächlich ist SOA dort aber noch gar nicht angekommen: Von den mehr als 60 Bewerbern zum „CIO des Jahres” nannten gut 20 explizit SOA als Aufgabe für die nahe Zukunft – alle mit einem mehr oder minder hoffnungsfrohen Unterton.

Zwar weiß jeder, dass sich das Mammut-Thema SOA nicht in einem Jahr lösen lässt. Es ist auch allen bewusst, dass ein neues Wort schwerlich die Lösung für alle uralten Probleme sein kann. Trotzdem herrscht Aufbruchstimmung, wenn es um die Neuauflage des Schnittstellenthemas geht. Während CIOs alle anderen neuen Trends eher skeptisch beurteilen (siehe Seite 18), bekennen sie sich relativ schmerzfrei zu SOA. Zum einen, weil die Durchsetzung von reiner Standardsoftware als Alternative zu SOA sowieso nicht funktioniert: Dafür wandeln sich Konzerne zu schnell. Zum anderen aber auch, weil sich bei SOA die Zahl der gefloppten Vorhaben in Grenzen hält - es gibt halt bislang kaum SOA-Projekte. Das wird sich 2006 ändern – schon aufgrund der vielen Verkäufer, die derzeit im Namen des Hype-Themas unterwegs sind.

Vielleicht können wir Ihnen nächstes Jahr an dieser Stelle schon konkrete SOA-Projekte nennen, die richtig gegen die Wand gefahren sind. Schön wäre es. Denn anders als bei den wunderbaren Vorzeigeprojekten lässt sich von positiv gescheiterten viel mehr lernen als von den chronisch erfolgreichen. Beispiel: Voice over IP bei Koehler Papier (Seite 14). Eine strategisch richtige Entscheidung scheitert, weil die Technik dann doch noch nicht so weit war, wie von Medien und fleißigen Vertriebsmitarbeitern suggeriert worden war.

Wir lieben solche Geschichten. Und wir danken Menschen wie Bruno Schwelling, der als Vorstand bei Koehler zu Misserfolgen steht, aus denen andere lernen können. Wenn wir nächstes Jahr im Juli gemeinsam mit der „Computerwoche“ die Bewerbungszeit für den „CIO des Jahres 2006” einläuten, werden wir ihn auf jeden Fall vorschlagen. Ohne jede Ironie.

Viel Spaß beim Lesen.

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