IT braucht eine Küchendurchreiche zum Business

3 Dinge, warum IT-Governance notwendig ist

Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Portfolio-Management: priorisieren statt verbieten

Aus Olufs Sicht steht ein Thema im Mittelpunkt der IT-Governance, das eng mit dem Anforderungs-Mangement verbunden ist: das Portfolio-Management: "Der Haupttreiber ist für uns, die Schnittstellen zu den Fachbereichen auf die Reihe zu bringen - mit dem Ziel, unsere IT-Investitionen zu priorisieren." Die Anwender sollten bekommen, was sie wirklich bräuchten, um ihre Geschäftsprozesse zu unterstützen. Für die Priorisieurng zeichne ein Board verantwortlich, das nicht nur mit IT-Fachleuten, sondern vor allem mit Business-Stakeholdern besetzt sei: "Denn die Projektwunschliste ist immer größer als das, was das Budget hergibt."

Auch für Radtke ist die Priorisierung derzeit ein wichtiges Thema: "Der Druck steigt, die Budgets sinken, aber die Zahl der angemeldeten Projekte nimmt nicht ab." Deshalb sei es nötig, sich an einen Tisch zu setzen und darüber zu reden, wie viel das Unternehmen für IT-Projekte ausgeben wolle und nach welchen Regeln über diese Ausgaben bestimmt werde. "Da muss man dann auch mal über den Vorgarten des anderen reden", warnte der Gruner+Jahr-CIO.

"Piorisierung ist schön und gut, aber bei uns gibt es die wichtigen und die ganz wichtigen Vorstandsbereiche", gab Thaden zu bedenken, "und die IT sitzt zwischen allen Stühlen." Dass der IT-Chef des TÜV Nord mit diesem Problem offenbar nicht alleinsteht, belegte das mitfühlende Kopfnicken in der Runde.

Zentral versus dezentral

Eine weitere Frage, die durch IT-Governance beantwortet werden muss, warf Wolfgang Fritz, CIO IT-Services bei der Tchibo GmbH, Hamburg, auf: Wo werden die Entscheidungen getroffen - in der Zentrale oder in den dezentralen Business-Units? "IT-Governance wird oft mit einer zentralen Budgetverantwortung in Zusammenhang gebracht, das ist zwar praktisch, aber auch problematisch", ließ Fritz seine Kollegen wissen: "Die dezentralen Units haben eine Ergebnisverantwortung, aber wir exportieren die Kosten dorthin."

Wolfgang Fritz, Tchibo.
Wolfgang Fritz, Tchibo.
Foto: Bildschön/Gesine Born

Es sei nur zu natürlich, dass die dezentralen Bereiche nicht unbedingt immer das wollten, was das Beste für das Gesamtunternehmen sei, weiß der Tchibo-CIO. Gerade im Handel sei dezentrale Verantwortung wichtig: "Wir brauchen die zentrale Budgetverantwortung, und wir brauchen Freiräume - beispielsweise bei Themen wie Lifecycle- und Innovations-Management." Er selbst habe diese Erfahrung "auf beiden Seiten" gemacht: "Jahrelang habe ich ein dezentrales R/3-System verteidigt, das zwei zentrale CIOs überlebt hat - bis man mich in die Zentrale holte und ich es selbst abgeschaltet habe."

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