IT-Manager wetten

3D-Druck kommt, nur nicht daheim

20.04.2015
Von Peter Meyer und Thomas Endries

3D-Printing wird firmenintern den Design-to-Market-Prozess beschleunigen, die Effizienz beim Erstellen von Intellectual Property erhöhen und die Möglichkeit bieten, in neue Märkte vorzudringen. Die Möglichkeiten von 3D-Printing steigen mit zunehmender Komplexität und der Befriedigung kundenindividueller Bedürfnisse. Dieser Trend unterstützt auch gesamtwirtschaftlich die Möglichkeit der Renaissance von Produktionsstätten in Städten auf der Basis von sogenannten Micro-Factories.

Die Veränderungen im Retail-Bereich werden auch einen Einfluss auf die Logistikprozesse haben. Der Bundesverband des deutschen Versandhandels (BVH) schätzt, dass im Jahr 2013 für 33,5 Mrd. Euro online eingekauft wurde, 21 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieses Verbraucherverhalten fordert auch eine völlig neue, schnelle, flexible und für den Verbraucher bequeme Lieferlogistik. Die Lieferung am gleichen Tag zu einem vom Verbraucher festgelegten Zeitfenster und Ort wird Standard. Schnelligkeit und bequeme Abwicklung der Logistik, wie es der Kunde vom Einkauf im Internet gewohnt ist, wird die Messlatte.

Schon heute erfolgt die Auswahl des Dienstleisters nach den Kriterien Liefertreue und Flexibilität in Liefertermin und -ort. Neue Geschäftsmodelle wie 3D-Printing-Services fordern ein Höchstmaß an Flexibilität und Veränderungsbereitschaft von den Logistikunternehmen. Es wird zu einer Verschiebung der Warenströme zu bestandslosen Distributionssystemen (Herstellung bei Abruf), zur Direktbelieferung am Point-of-Sale oder bis zur Haustür des Konsumenten kommen. Skalierbarkeit, Mobilität und Veränderungsmöglichkeiten von Lagern sind gefragt, ebenso die Balance zwischen erfolgreichem Kostenmanagement und einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie.

Die bereits oben erwähnte Renaissance von Produktionsstätten in Städten auf der Basis von sogenannten Micro-Factories, wird insbesondere in den Mega-Cities die Lieferlogistik nachhaltig verändern, zum Teil aber auch erst ermöglichen, wenn man an die schon heute hoffnungslos verstopften Verkehrswege in den asiatischen Mega-Cities denkt. Die Logistik für ein Endprodukt, das von einer Remote Factory in eine 30 Millionen Einwohner zählende Metropole dem Endkunden direkt zugestellt werden muss, ist kaum unter den Aspekten Liefertreue und Flexibilität ohne Lagerhaltung zu managen.

Risiken für Urheberrechte und Sicherheit?

Ein wichtiges Thema, bei dem IT-Spezialisten und Produktmanager in den nächsten Jahren zusammenarbeiten müssen, ist die Authentizitätsprüfung. 3D-Scanning und -Printing eröffnen noch mehr Möglichkeiten des einfachen Kopierens von Produkten, unabhängig von Patentrechten und Registrierungen. Gartner schätzt, dass bis zum Jahr 2018 mindestens 100 Milliarden US-Dollar an geistigem Eigentum verloren gehen.

Neben der Verletzung der Intellectual Property spielt auch das Thema Sicherheit eine wesentliche Rolle. Originalersatzteile müssen von "nachgedruckten" Ersatzteilen unterschieden werden können, um Gefahren und Risiken bei der Nutzung zu vermeiden. Hier müssen Fertigungs- und IT-Verfahren sicherstellen, dass es sich um das entsprechende, mit den zugesagten Eigenschaften versehene, qualitätsgesicherte Produkt oder Ersatzteil handelt, und dass dies einwandfrei und fälschungssicher zu identifizieren ist.

Während man hier im industriellen Bereich eher mit Regularien und Zertifikaten brauchbare Lösungen finden wird, sehen wir die größeren Herausforderungen - wie oben schon erwähnt - im privaten Bereich. Ersatzteile, die in der Home Factory gedruckt werden, unterliegen zunächst keiner Kontrolle und gefährden potenziell, je nach Einsatzgebiet, die Gesundheit des Konsumenten. Themen wie Produkthaftung werden dann recht schnell an Interesse gewinnen, und zwar nicht für das Endprodukt, sondern für die Möglichkeit, ein Produkt herzustellen.

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