Ein Jahr UMTS

Erste Schritte ins neue mobile Zeitalter

Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.
Vor einem Jahr haben alle UMTS-Lizenznehmer ihre Breitbandnetze freigeschaltet, doch niemand merkt es. Kundenzahlen rücken die Unternehmen nicht heraus. Erste BusinessAnwendungen laufen bereits, allerdings zu stolzen Preisen.

Ein knappes Jahr nach dem Start kommt UMTS bescheiden daher. Ohne großes Getöse haben alle vier UMTS-Lizenzinhaber die dritte Mobilfunkgeneration eingeführt. Fast heimlich, still und leise starteten T-Mobile und Vodafone im Frühjahr 2004 mit UMTS, O2 und E-Plus folgten im Sommer. Wer groß angelegte Werbekampagnen und UMTS-Feldzüge erwartet hat, sieht sich getäuscht. Allenfalls ein paar kleine UMTS-Aufkleber an den Schaufenstern der Handy-Shops künden vom neuen Mobilfunkzeitalter - ein krasser Kontrast zum Hype der UMTS-Lizenzversteigerung. Ist UMTS also ein Flop?

Fragt man bei den Mobilfunkbetreibern nach, spricht einiges dafür. Kein einziger Provider gibt seine UMTS-Nutzerzahlen heraus. Offensichtlich sind die Daten nicht so überragend, dass die Anbieter damit Eindruck schinden könnten. Eine Vodafone-Sprecherin begründet ihre Verschwiegenheit mit der kurzen Einführungsphase. Bei O2 heißt es: "Kundenzahlen kann man jetzt noch nicht guten Gewissens veröffentlichen." E-Plus blockt ganz ab. Und bei T-Mobile heißt es lapidar: "Wir trennen nicht zwischen UMTS- und Nicht-UMTS-Kunden." Also könne man auch keine UMTS-Zahlen herausgeben.

Über 20 Millionen Kunden bis 2009

Immerhin sagen die Analysten von IDC für den deutschen Markt für 2005 insgesamt 3,6 Millionen UMTS-Kunden und eine jährliche Wachstumsrate zwischen 70 und 90 Prozent voraus. 2008 würden dann laut IDC-Studie die deutschen UMTS-Lizenznehmer über 20 Millionen UMTS-Kunden verfügen.

Zurzeit scheinen die Kundenmassen aber noch zu fehlen. Nach Analystenmeinung kämpfen die Provider nur mit Startproblemen. "UMTS muss sich erst einmal etablieren", sagt Ariane Afrough, Research Manager bei IDC. "Das passiert nicht von heute auf morgen, sondern ist ein längerer Prozess." Dass die UMTS-Lizenznehmer so vorsichtig agieren, hängt auch mit dem UMTS-Hype zusammen, der im Zuge des medienträchtigen Bieterstreits 2000 in eine regelrechte UMTS-Aversion umschlug. "Die negative Stimmung, die UMTS lange Zeit begleitet hat, muss sich erst legen."

Rechtlich haben die UMTS-Anbieter ihre Hausaufgaben immerhin schon gemacht. Die vier Netzbetreiber sind ihrer Verpflichtung nachgekommen, bis Ende 2003 mindestens 25 Prozent der Bevölkerung mit UMTS zu versorgen. Inzwischen liegt die Netzabdeckung bei T-Mobile, Vodafone und O2 bei 50 Prozent, eine Quote, die erst Ende 2005 erreicht sein müsste. Damit hat rein statistisch jeder zweite Bundesbürger UMTS-Anschluss.

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