Kauf soll Position gegen HP sichern

SBS übernimmt RAG Informatik

01.12.2004
Von Thomas Zeller
Der Dienstleister SBS hat den Bieterstreit um die IT-Tochter des RAG-Konzerns für sich entschieden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Teil der Transaktion ist auch ein Outsourcing-Vertrag mit dem Energie- und Chemiekonzern über 500 Millionen Euro.

Die Standorte, insbesondere Gelsenkirchen als Firmensitz von RAG Informatik, erhalten den Angaben zufolge umfassende Garantien zur Beschäftigungssicherung. Siemens übernimmt 809 Mitarbeiter einschließlich der Pensionsverpflichtungen. Im Zuge des Outsourcing-Vertrages betreut SBS künftig den größten Teil der IT bei der RAG. Der Vertrag hat eine Laufzeit von sieben Jahren, mit einer Ausstiegsoption für den Energiekonzern.

Bereits im März hatte die Suche nach potenziellen Kaufkandidaten für die RAG Informatik begonnen. Die IT-Tochter brachte es im vergangenen Jahr mit rund 830 Mitarbeitern auf einen Umsatz von etwa 108 Millionen Euro. Die Erlöse mit externen Kunden gibt RAG-Informatik-Sprecher Guido Piazza mit 20 Prozent an. Damit liegt das Unternehmen im Konkurrenzvergleich mit anderen IT-Töchtern im Mittelfeld.

"SBS stärkt mit dieser Übernahme seine Mittelstandskompetenz", sagt PAC-Analyst Karsten Leclerque. Gerade in diesem Umfeld habe die RAG Informatik in den vergangenen Jahren punkten können. Der Mittelstand gilt bei vielen Dienstleistern noch als Wachstumsbereich. Viele IT-Töchter mit Fokus auf dieses Segment gelten deshalb als Übernahmekandidaten.

Der Markt für IT-Dienstleistungen rund um das OutsourcingOutsourcing ist in Deutschland zurzeit stark umkämpft. Besonders HPHP erweist sich dabei als aggressiver Wettbewerber. Nach der Übernahme der Thyssen-Krupp-Tochter Triaton schluckte das Unternehmen zuletzt die WestLB-Systems. Dadurch konnte HP seine Position auf dem deutschen Markt deutlich stärken und verdrängte sogar EDS auf den fünften Platz der führenden Anbieter im Outsourcing-Markt. Nun will der neue HP-Services-Chef, Uli Holdenried, SBS weitere Marktanteile abnehmen. Alles zu HP auf CIO.de Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Im vergangenen Jahr wurden nach Schätzung des Marktforschers Ovum mit IT-Dienstleistungen rund um das Outsourcing rund 9,87 Milliarden Euro in Deutschland umgesetzt. Das bedeutet einen deutlichen Zuwachs um rund neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für internationale Unternehmen gewinnt der deutsche Markt angesichts dieser Umsätze deutlich an Bedeutung. Neben HP machte zuletzt auch Atos Origin durch die Übernahme von Teilen der Karstadt-Quelle-Tochter Itellium Schlagzeilen. Outsourcing bleibt ein Massengeschäft, bei dem Skalenvorteile wichtig für die eigene Ertragsmarge sind. Deshalb wundert es auch nicht, dass im vergangenen Jahr rund 46 Prozent der Gesamtumsätze auf die größten zehn Anbieter entfallen.

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