Analysten-Kolumne

Zunehmender Wettbewerb im Markt für Desktop-Linux

26.05.2004
Von Thorsten Wichmann
Langsam wird es voll im Markt für Desktop-Linux-Lösungen, nachdem Red Hat Anfang des Monats seinen neuen Red Hat Desktop auf der Basis von Red Hat Enterprise Linux angekündigt hat. Am gleichen Tag hat Sun die neue Version des eigenen Java Desktop Systems angekündigt. Mittlerweile bieten drei Unternehmen, Sun, Red Hat sowie Novell auf der Basis von Suse und Ximian komplette Desktop-Lösungen für Unternehmen an. Alle Lösungen sind auf die Bedürfnisse großer Unternehmen zugeschnitten. Entsprechende Tools unterstützen vor allem das Management einer großen Zahl von PCs.

Damit unterscheiden sich diese neuen Desktop-Lösungen von den CDs, die früher von Linux-Distributoren im Einzelhandel verkauft worden. Während die CD-Boxen eine umfassende Distribution für einzelne Rechner enthalten, stellen die aktuellen Desktop-Distributionen komplette Pakete dar, deren Wertversprechen besonders für größere Unternehmen interessant ist.

Zielgruppe in den Unternehmen sind die "Transactional Worker", also Mitarbeiter, die den PC für klar begrenzte Aufgaben einsetzen. Dazu zählen etwa Sachbearbeiter in der Buchhaltung, die vorwiegend auf das ERP-System zugreifen, aber auch Mitarbeiter im Kundendienst, z.B. an der Hotelrezeption oder am Counter eines Autoverleihers.

Gesparte Kosten

Diese Mitarbeiter benötigen nur wenige Programme. Wenn neuere Unternehmens-Software genutzt werden soll, reicht oftmals sogar ein Webbrowser. Gleichzeitig haben größere Unternehmen oft zahlreiche dieser Arbeitsplätze, auf denen derzeit Windows und Office installiert sind. Diese Arbeitsplätze auf Linux zu migrieren statt auf die neusten Windows- und Office-Versionen, kann deutlich Kosten sparen. Und schließlich sind diese Arbeitsplätze oft so weit im Unternehmen oder gar über Filialen verstreut, dass eine einfache, zentrale Administration über das Netz Einsparungen im Support verspricht.

Deshalb müssen die Angebote von Red Hat, Novell oder Sun als komplette Lösungen gesehen werden, die idealerweise die Administrationskosten senken. Die Kosten pro Arbeitsplatz ausschließlich mit den Lizenzkosten kommerzieller Software zu vergleichen, greift deshalb zu kurz. Entscheidend ist, ob sich die internen Support- und Administrationskosten im konkreten Fall wirklich senken lassen.

Daneben spielen für die Entscheidung aber noch viele andere Faktoren eine Rolle, wie der aktuelle Basisreport "Linux- und Open-Source-Strategien für CIOs" von Berlecon Research im Detail zeigt. So ist eine Migration zu Linux auf dem Desktop nicht nur eine technische Aufgabe. Viel wichtiger sind die Nutzer, die oft überzeugt und geschult werden müssen. Auch muss die Lösung nach wie vor kompatibel mit dem Rest der Unternehmens-IT sein. Und schließlich stellen auf Windows basierende Altanwendungen, Makros, etc. möglicherweise eine kostspielige Hürde dar, weil sie neu erstellt oder durch Emulatoren oder Terminalserver weiter verfügbar gemacht werden müssen.

Zur Startseite