Weniger Dynamik als im übrigen Europa

Outsourcing in Deutschland boomt weiter

07.04.2004
Von Patrick Goltzsch
Das Outsourcing in Deutschland bewegt sich in allen Bereichen weiterhin auf hohem Niveau. Betroffen sind vor allem die IT-Abteilungen. Durch die Verlagerung ins Ausland werden in den nächsten vier Jahren in Deutschland 50.000 IT-Arbeitsplätze verloren gehen, prognostiziert eine aktuelle Studie.

2003 erreichte der Markt für IT-Outsourcing in Deutschland ein Volumen von 10,6 Milliarden Euro. Für dieses Jahr rechnen die Autoren der Studie mit einem Wachstum von 8,5 Prozent. Im Jahr 2008 soll das Volumen 17 Milliarden Euro betragen. Damit zeigt sich der deutsche Markt wesentlich weniger dynamisch als der europäische. Bezogen auf Europa klettert das Volumen von 43,5 Milliarden Euro in 2003 bereits in diesem Jahr um 16,1 Prozent auf 50,5 Milliarden Euro. Bis 2008 soll sich der Umsatz auf 100,2 Milliarden verdoppeln.

Zwar stehen alle Branchen unter Kostendruck, doch besonders die Finanzdienstleister versuchen derzeit, ihre Kosten zu reduzieren, indem sie ihre IT auslagern. Aus Kostensicht erweist sich dabei die Verlagerung ins Ausland als attraktiv. Der Prozess des Offshoring wird in Deutschland bis 2008 zum Abbau von 50.000 IT-Arbeitsplätzen führen. Das sind 3,5 Prozent der 1,4 Millionen IT-Arbeitsplätze.

Im Bemühen der Unternehmen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren, wird der Prozess vor allem standardisierbare eng umgrenzte Aufgaben umfassen. Dagegen sollen Prozesse und Stellen mit hoher Wertschöpfung in Deutschland verbleiben.

Zur Erklärung des Wandels zieht die Studie die Überlegungen aus Nicolas Carrs Essay "IT doesn't matter" heran. Demnach hat die IT als strategische Ressource ausgedient, weil sie fast allgegenwärtig geworden ist. Dadurch bietet die Informationstechnik Unternehmen keinen strategischen Vorteil mehr. Da bestimmte Dienstleistungen sich vollständig digitalisieren lassen, macht es bei einer weltweiten Vernetzung auch keinen Unterschied mehr, wo sie angeboten werden. Dadurch kommen Kostenvorteile etwa im Ausland zum Tragen.

Der Prozess kann als Industrialisierung der Dienstleistungsbranche verstanden werden. Die Fertigungstiefe für Produkte werde etwa im Finanzsektor analog zu dem der Autobauer zurückgeschraubt. Spezialisierte Zulieferer übernehmen einen Großteil der Produktion von Einzelteilen, die vom eigentlichen Anbieter nur noch zusammengefügt werden.

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