Die wöchentliche CIO-Kolumne

Outsourcing-Debakel bei der Commerzbank

01.12.2003
Von Thomas Zeller
Monatelang haben IBM und Commerzbank in Frankfurt/Main verhandelt. Es ging um einen Outsourcing-Deal in zweistelliger Millionenhöhe. Dabei sollte IBM die IT-Sparte der Commerzbank mit etwa 500 Mitarbeitern übernehmen. Doch aus dem Geschäft wird nun nichts, da die zuständigen Vorstände der Bank ihre Unterschrift unter dem Vertrag verweigern.

Die Entscheidung kam für das IBM-Management anscheinend vollkommen überraschend und wird bis jetzt auch nicht kommentiert. Zudem war kurz vorher noch ein Antrag auf Genehmigung des Geschäfts beim Bundeskartellamt gestellt worden. Über die Gründe der Ablehnung wird nun heftig spekuliert.

Nach Medienberichten heißt es, dass IBMIBM nicht garantieren wollte, alle Mitarbeiter zu übernehmen, damit die eigenen Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Zudem könnten auch die Kosten der Umstrukturierung ausschlaggebend gewesen sein. Zwar verweisen Outsourcing-Anbieter immer wieder auf das Einsparungspotenzial einer Auslagerung. Bis es so weit ist, sind jedoch massive Investitionen notwendig. Alles zu IBM auf CIO.de

Zu dieser Aussage passt auch eine Studie des Markforschungsunternehmens " people3 " zum OutsourcingOutsourcing. Rund 20 Prozent der befragten Unternehmen sehen keine Reduzierung der Kosten durch die Auslagerung der IT. Rund zehn Prozent haben statt eines Mehrwertes sogar ein deutliches mehr an Kosten. Dies liegt nach Analystenmeinung vor allem an den verkannten Kosten der ProjekteProjekte. So könne allein die Verwaltung der Auslagerung bis zu 15 Prozent des Gesamtbudgets verschlingen. Im Durchschnitt sind es nur 4,5 Prozent. Zudem werden in den USA nach Einschätzung der Marktforscher bis zum Jahresende die Hälfte der Outsourcing-Projekte als nicht erfolgreich abgebrochen. Alles zu Outsourcing auf CIO.de Alles zu Projekte auf CIO.de

Ganz so pessimistisch sieht die Commerzbank ihre Auslagerungspläne jedoch nicht. Nach Angaben des " Manager Magazins " werden die Gespräche mit IBM weitergeführt. Die bisherige Planung sei jedoch zunächst vom Tisch.

Für IBM hat das Scheitern bei diesem Projekt zwei Seiten. Zum einen erhöhen sich durch die Absage der Commerzbank die Chancen des Konzerns im Bieterverfahren um Triaton, der ThyssenKrupp IT-Tochter. Denn die hat bereits zwei BankenBanken im Portfolio. Bei einem erfolgreichen Vertrag mit der Commerzbank hätte das Bundeskartellamt erhebliche Bedenken gegen die Übernahme äußern können. Top-Firmen der Branche Banken

Zum anderen hofft man bei IBM, dass der geplatzte Vertrag keine Auswirkungen auf andere Kunden in der Finanzwirtschaft hat. Denn seit Anfang des Jahres betreibt der Konzern einzelne Teile der IT der Deutschen Bank. Deren CIO Hermann-Josef Lamberti glaubt an den Erfolg des Outsourcings. Allein mit der Auslagerung des kontinentaleuropäischen Rechenzentrums will er jedes Jahr Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro einsparen.

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