Unglaubliches

9 kuriose Geschichten über Patente und Marken

28.10.2010
Von Ruwen Schwerin

Smileys und Podcasting

Bitte nicht lächeln – Emoticons als Marke

Seit den 1980er-Jahren werden Emoticons auf breiter Basis im Netz benutzt, um Freude, Traurigkeit, Schüchternheit, Verachtung oder andere Gemütsregungen auszudrücken, die ein Mensch empfinden kann. Ihre Vorgänger gehen bis auf das neunzehnte Jahrhundert zurück. Aber das hat Schlauberger nicht davon abgehalten, Lücken zu suchen und Patentente in diesem Bereich anzumelden.

Emoticons
Emoticons

Im Jahr 2005 meldete Cingular (jetzt AT&T Wireless) ein Patent an, das allgemein so eingeschätzt wurde, dass es dem Unternehmen die exklusiven Rechte an Emoticons auf Telefonen sichern würde. Einige jedoch sagten, dass es sich nur auf einen speziellen Knopf zur Erstellung von Emoticons bezog.

Im gleichen Jahr reichte MicrosoftMicrosoft ein Patent für etwas namens "emotiflags" ein - im Grunde schlichte Emoticons, mit denen ein E-Mail-Schreiber eine Nachricht je nach seiner Stimmung markieren kann. Das Patent ging im Jahr 2009 durch - auch wenn Lotus Notes schon lange sogenannte „Mood Stamps“ dafür nutzt, dass E-Mails vom Verfasser je nach aktueller Stimmung gekennzeichnet werden können. Hört sich gleich an, ist es wohl aber nicht. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Auch offline finden sich hier Beispiele: Im Jahr 2006 hat Wal-Mart erfolglos versucht, den lachenden gelben Smiley als Marke anzumelden, der wohl das bekannteste und am meisten verwendete Emoticon überhaupt ist. Dieser Versuch wirkt besonders anmaßend, wenn man bedenkt, dass ein Werbegrafiker bereits 1963 den ersten gelben Smiley gezeichnet hat.

Hey, wir haben gerade Podcasting patentieren lassen!

VoloMedia
VoloMedia

Im Juli 2009 hat ein Medien-Vertriebs-Unternehmen namens VoloMedia - früher als PodBridge bekannt, davor als AudioFeast - angekündigt, dass ein Patent mit dem Titel "Verfahren zur Bereitstellung von episodischen MedienMedien" angemeldet wurde, in dem ein ein System für die Verteilung von Audio- und Video-Inhalten über das Internet beschrieben wird. Klingt ein wenig wie Podcasting? Nun, das Unternehmen selbst jedenfalls glaubt, dass es das tut: Der Titel der Veröffentlichung in den Nachrichten lautete: "VoloMedia bekommt US-Patent für Podcasting." Top-Firmen der Branche Medien

In einem Blog-Eintrag sagte Mergesh Navar von VoloMedia, "wir erwarten neue Marktteilnehmer in der Podcasting-Arena, in kooperativer Beziehung mit VoloMedia, wie bereits viele der aktuellen Spieler." Das klang ein bisschen wie eine Drohung gegen Möchtegern-Podcaster.

In einem zweiten Beitrag sagte Navar, dass VoloMedia ein Unternehmen sei, das "weder Produkte, noch Technologien habe, sondern Patente erwerbe und verwalten und gegen Verletzungen aufgrund von Rechtsstreitigkeiten angehe." Klingt etwas weniger alarmierend - nur dass Navar nicht meint, dass VoloMedia nicht selbst andere verklagen wird. Er sagt einfach, dass das Unternehmen nicht nur vorhanden ist, um andere Unternehmen zu verklagen.

VoloMedia hat Podcasting patentiert, aber auch erfunden? Man schaue sich etwa diesen englischsprachigen Blog-Eintrag aus dem Jahr 2001 von RSS-Schöpfer Dave Winer an. Er ist mehr als zwei Jahre älter als der erste Antrag von VoloMedia und scheint Podcasting fast genau so zu beschreiben, wie wir es heute kennen.

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