Exklusiv-Umfrage zu Offshore-Outsourcing

Ab ins billige Ausland

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Ähnlich sieht das auch Alexander Röder, CIO beim Mobilfunkanbieter O2. Sourcing ist in seiner IT-Strategie festgehalten, Offshore gehört dazu, und Röder nutzt die-sen Ansatz intensiv. In jeweils einstelliger Millionenhöhe hat er Projektaufträge zur Softwareerstellung, -implementierung und -pflege an die indischen Dienstleister TCS und Wipro vergeben. Röder verlagert somit genau solche Aufgaben, die IT-Verantwortliche am häufigsten ins Ausland abschieben (siehe Grafik links Mitte). "Ich will hier die teuren externen IT-Fachkräfte rausbekommen", kommentiert er seine Sourcing-Strategie: "Nicht die internen!" Auch darin ähneln sich die beiden CIOs von O2 und der Deutschen Leasing: Bloß nicht Offshore als Alternative zu eigenen Mitarbeitern ins Spiel bringen. Schon in der Anforderungs- und Designphase würden die indischen Entwickler dann von den eigenen Leuten geschnitten, das Ergebnis wäre vorprogrammiert.

Nearshore reduziert Reisekosten

In noch einem dritten Punkt stimmen die beiden CIOs überein: "Ich glaube, dass der Zukunftsmarkt für OffshoreOffshore in Indien liegt", sagt Röder und verweist auf die Kapazitäten des Subkontinents. 150 000 gut qualifizierte IT-Experten verlassen dort jährlich die Universitäten. "Ich glaube nicht, dass Nearshore Indien verdrängt", ergänzt de Geyter. Mit "Nearshore" bezeichnet er Länder, die weniger als drei Flugstunden von Deutschland entfernt liegen und somit immer noch dem europäischen Kulturkreis angehören. Reisekosten und Missverständnisse lassen sich innerhalb dieses Kreiese reduzieren. "Natürlich wägen wir auch diese Vorteile ab ", sagt der CIO der Deutschen Leasing, die selbst Tochterunternehmen in Russland, Polen und Tschechien unterhält. Im Augenblick baut de Geyter jedoch lieber auf projekt- und prozesserfahrene Inder. Alles zu Offshore auf CIO.de

Damit gehört er laut einer Metagroup-Studie von 2003 zur Mehrheit. Rund 80 Prozent der Offshore-Aufträge gehen demnach nach Indien. Das deckt sich jedoch nicht mit den Ergebnissen unserer Studie, bei der 26 von 57 IT-Verantwortlichen mit Offshore-Erfahrung bereits in osteuropäische Länder ausgelagert hatten. Zugegeben: Unsere Studie ist nicht repräsentativ, und aufgrund der geringen Fallzahl erreichen die Ergebnisse auch kein hohes Signifikanzniveau. Bemerkenswert ist jedoch, dass die 26 Teilnehmer überwiegend zufrieden mit ihren osteuropäischer Dienstleister sind - zufriedener als die 25 Teilnehmer mit indischen Dienstleistern.

Rainer Sieber liefert eine Erklärung, warum dies so sein könnte. Der Geschäftsführer der TCN Systemhaus GmbH aus Unna macht, was IBMIBM Global Services, Accenture und andere große Anbieter seit langem betreiben: Er nutzt Offshore-Programmierer, wenn es mit der eigenen Entwicklungskapazität nicht ausreicht. "Eine Aufstockung des eigenen Teams ist häufig nicht sinnvoll und auch mit Risiken verbunden", sagt Sieber. "Eine Kooperation mit anderen deutschen Unternehmen ist teilweise schon aus Wettbewerbsgründen schwierig." Obwohl auch die Zusammenarbeit mit den Ausländern nicht einfach sei, teilt Sieber seine Arbeit deshalb lieber mit Indern, Russen und Koreanern als mit der Konkurrenz. Alles zu IBM auf CIO.de

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