Rolf Isermann

Alles gut geregelt

Mechatronik, nach Einschätzung des MIT einer der wichtigsten Techniktrends überhaupt, ist das Spezialgebiet von Rolf Isermann. Der Wissenschaftler denkt gern über die Zukunft nach.

Das Telefon klingelt. Rolf Isermann, Chef des Instituts für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Technischen Universität Darmstadt, nimmt ab. Am anderen Ende der Leitung ist Johann-Dietrich Wörner. Der TU-Präsident sucht nach einfachen Worten für wichtige Forschungsvorhaben an der Universität - etwa in Isermanns Spezialfach, der Mechatronik. Die Zeitschrift Technology Review vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge hat diese Technologie kürzlich zu einem der zehn wichtigsten Trends weltweit erklärt. In Fachkreisen wird diese Einschätzung durch das MIT als heimlicher Nobelpreis der Ingenieurwissenschaften gehandelt; denn in Stockholm gehen Ingenieure nach wie vor leer aus.

Zur Person Rolf Isermann (64): 1968 Privatdozent für Automatisierungstechnik in Stuttgart, 1972 außerplanmäßiger Professor für Automatisierungstechnik an der Universität Stuttgart, 1977 Professor für Regelungstechnik an der Technischen Universität Darmstadt, 1989 Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Freie Universität Brüssel, 1996 Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Polytechnische Universität in Bukarest, Verleihung des Ehrenrings durch den Verband der Deutschen Elektroindustrie, 1998 Gastprofessur an der University of California in Berkeley, 2000 Gründung des Studiengangs Mechatronik an der Technischen Universität Darmstadt

"Das ist die Aktion einer Zeitschrift mit hoher Auflage", versucht Isermann die Bedeutung der Ehrung herunterzuspielen. Er habe gar nicht geahnt, welche Resonanz die Auszeichnung auslösen würde. Doch inzwischen hat er jede Menge Zuschriften aus der ganzen Welt erhalten. Immer wieder klingelt bei ihm das Telefon; auch hohen Regierungsvertretern muss er Auskunft geben: "Ein mechatronisches System ist wie ein biologisches Organ", beginnt der Regelungstechnikingenieur Isermann dann immer, "mit Steuerungselementen wie Nervenzellen, deren Erregung blitzschnell auf Zellen wirkt, während Hormone eher langfristig den Zellverband beeinflussen und Nervenbahnen, die die Erregung weiterleiten." Diese Formulierung hat auch TU-Chef Wörner verstanden.

Auf dem Besuchertisch von Isermanns Büro im fünften Stock des Universitätsgebäudes steht das Schnittmodell einer mechatronischen Autobremse; daran lässt sich das Verfahren erläutern: "Es ist ein komplexes geschlossenes System, in dem elektrische Strom- und Signalleitungen Hydraulikschläuche ersetzen, die den Elektromotor mit mechanischem Getriebe ansteuern." Bislang galten mechanische Komponenten zwar als überdimensioniert, dafür aber äußerst zuverlässig, elektronische Systeme und Elektromotoren dagegen als anfällig.

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