Neues Gesetz in Kalifornien

Amerikas Kampf gegen Cybermobbing

07.10.2013
Mobbing und Hänseleien im Internet nehmen in den USA zum Teil extreme Ausmaße an: Schüler sollen deswegen sogar schon Selbstmord begangen haben. Mit einem neuen Gesetz will Kalifornien Cybermobbing eindämmen - eine Schule hat ihre eigene umstrittene Methode entwickelt.

Nach monatelangem Mobbing in Sozialen Netzwerken sah die zwölf Jahre alte Rebecca aus Lakeland in den USA offenbar keinen Ausweg mehr. Sie schrieb zwei Freunden eine Lebewohlnachricht und sprang von einem Turm in einer stillgelegten Zementfabrik in den Tod. Wegen des andauernden Mobbings durch Gleichaltrige habe sie Rebecca von der Schule genommen, doch im Internet seien die Angriffe auf sie weitergegangen, berichtete ihre Mutter der "New York Times".

"Cybermobbing" wie im Fall von Rebecca betrifft nicht nur Kinder und Jugendliche. Auch Erwachsene haben darunter zu leiden, etwa durch sogenannte Rachepornos ("Revenge Porn"). Vor allem Männer laden dabei Nacktfotos ihrer ehemaligen Partnerin auf speziellen Online-Plattformen hoch, häufig samt Name und Anschrift.

Für die Opfer ändert sich das Leben durch "Cybermobbing" oft drastisch. Sie habe ihren Job bei einem Restaurant aufgeben müssen, und ein Mann habe begonnen sie zu stalken, berichtete eine 23-Jährige - eines der Opfer von "Revenge Porn" - der Zeitung. "Es ist ein einfacher Weg, Menschen arbeitsunfähig zu machen, ihre Beziehungen zu zerstören und sie sogar physischen Risiken auszusetzen", sagte Danielle Citron, Juraprofessorin an der Universität von Maryland, ebenfalls der "New York Times".

In Kalifornien wurde jetzt ein Gesetz verabschiedet, um besser gegen diese spezielle Form von "Cybermobbing" vorzugehen. Dort drohen Tätern nun Geldstrafen bis zu 1000 Dollar (rund 740 Euro) oder bis zu sechs Monate Haft. Bis jetzt habe es kein rechtes Mittel für die Strafverfolgungsbehörden gegeben, die Opfer zu schützen, sagte der kalifornische Senator Anthony Cannella der "Los Angeles Times". "Zu vielen wurde ihr Leben auf den Kopf gestellt, wegen der Taten von jemandem, dem sie vertraut hatten."

Ein Schulbezirk in Kalifornien hat wiederum selbst Maßnahmen gegen "Cybermobbing" ergriffen: Seit längerem lässt er eine externe Firma die Aktivitäten der Schüler in Sozialen Netzwerken beobachten. Wie die "Los Angeles Times" berichtete, lässt die Verwaltung sich das rund 40 000 Dollar pro Jahr kosten. Pikant: Die Schüler erfuhren nicht offiziell von der Überwachung. Einige stießen erst auf der Online-Plattform "FacebookFacebook" auf einen Medienartikel darüber. Alles zu Facebook auf CIO.de

Der Leiter des Schulbezirks, Richard Sheehan, verteidigte die Überwachung. Der Bezirk sei erschüttert über Selbstmorde von Schülern und habe deshalb nach Wegen gesucht, diejenigen zu erreichen, die Hilfe suchen. Kritiker befürchten dagegen Probleme mit dem Recht der Schüler auf Meinungsfreiheit. Das Programm gehe weit über das Notwendige hinaus, um ihre Sicherheit zu gewährleisten, sagte Brendan Hamme, Anwalt der Amerikanischen Union für Bürgerrechte in Süd-Kalifornien, der "Los Angeles Times". Es greife in ihre Privatsphäre und ihr Verhalten außerhalb der Schule ein.

Gegenüber dem "Revenge-Porn"-Gesetz in Kalifornien hegen Kritiker ähnliche Bedenken. Bisher existierte nur in New Jersey ein Gesetz, das eine strafrechtliche Verfolgung der Täter möglich macht. In Florida und Missouri waren ähnliche Gesetze dagegen nicht verabschiedet worden oder wurden von Gerichten zurückgenommen. (dpa/rs)

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