Enterprise Application Integration

Anbieter richten sich neu aus

04.04.2005
Von Jan Schulze

SAP, Oracle und Microsoft greifen an

Und für die Kleinen wird es zunehmend schwer: SAP, Oracle und Microsoft werfen ihre Marktmacht in den Ring und versuchen, die Kunden von ihren Integrationsplattformen zu überzeugen. SAP stellt seit einiger Zeit seine Integrationsplattform "Netweaver" in den Mittelpunkt der Produktstrategie, Oracle hat durch die Übernahme des BPM-Anbieters (Business Process ManagementBusiness Process Management) Collaxa im vergangenen Jahr das Integrations-Know-how zugekauft. Beide Anbieter verfügen somit nicht nur über die unternehmenskritischen Anwendungen, sondern können ihren Kunden auch die notwendige Infrastruktur zur Integration der Applikationen und Prozesse anbieten. "SAP und Oracle haben den Kundenbedarf verstanden", urteilt Nußdorfer. Allerdings sieht er den Reifegrad der Gesamtangebote noch skeptisch: "Bei SAP sind die Schnittstellen zur Non-SAP-Welt noch nicht universell einsetzbar. Oracle dagegen hat noch keine große Marktakzeptanz und müsste das Produkt strategisch positionieren." Vor allem bei SAP rechnet er jedoch damit, dass der Netweaver-Ansatz noch deutlich besser wird und die Walldorfer eine breit einsetzbare Lösung schaffen werden. Alles zu Business Process Management auf CIO.de

Trend zum Business Process Management

Nußdorfer beobachtet einen grundlegenden Trend hin zu BPM-Tools im Integrationsmarkt. Dabei kommt die eine Seite der Anbieter wie SAP oder Oracle von den Geschäftsprozessen her, und sie unterlegen ihr Portfolio mit Integrationswerkzeugen. Die klassischen EAI-Anbieter hingegen versuchen, von der technischen Seite in das Prozessmanagement vorzudringen. Allerdings sieht Nußdorfer bei beiden Anbietergruppen noch Nachholbedarf im jeweils neuen Feld. Sein Rat: "Die Anwender kommen um eine gemäßigte Vielfalt mit zwei bis drei Tools nicht herum, kein Werkzeug deckt heute alle Integrationsaufgaben perfekt ab."

Eine extreme Marktkonsolidierung wie etwa bei Datenbankanbietern, bei der nur wenige Player übrig bleiben, erwartet Nußdorfer nicht. Viele verschiedene Standards und unterschiedliche Anforderungen einzelner Branchen lassen genug Platz für spezialisierte Nischenanbieter mit perfekt angepassten Produkten.

Dagegen sieht Analyst Andreas Bitterer von Meta Group stärkere Marktbewegungen: "Viele traditionelle EAI-Unternehmen werden sich in den kommenden zwei bis drei Jahren vom Markt verabschieden, die Infrastrukturanbieter mit ihrem Plattformansatz machen das Integrationsgeschäft zum größten Teil unter sich aus." Die KonsolidierungKonsolidierung habe bereits begonnen. Den vier großen Spielern IBM, SAP, Oracle und Microsoft stellt Bitterer ein grundsätzlich gutes Zeugnis aus. IBM habe unter dem Markennamen "Websphere" eine leistungsfähige Middleware versammelt und werde damit auch erfolgreich am Markt agieren. Allerdings wirke sich die Namensgleichheit zum ehemaligen Websphere-Applikationsserver negativ aus, die Wahrnehmung beeinflusse die Kunden noch sehr. Als größten Mitbewerber zu Big Blue sieht Bitterer Bea Systems, die mit ihrer Integrationsplattform Weblogic eine technologisch breit aufgestellte und vom Markt akzeptierte Infrastruktur anbieten können. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

SAP habe gerade in Deutschland den Vorteil einer extrem breiten Kundenbasis. Zudem benötigen die Walldorfer die Netweaver-Technologie selbst, um ihre monolithische Anwendungslandschaft in SOA-Applikationen (Service Oriented Architecture) zu überführen.

Großes Potenzial sieht Bitterer auch bei Oracle. Obwohl der Anbieter in Sachen Integration erst seit kurzem am Markt ist und so gegenüber den Vorreitern wie Webmethods oder Tibco einigen Nachholbedarf habe, sei Oracle in der Lage, alle Komponenten einer End-to-End-Integration aus einer Hand anzubieten: "Oracle ist bei den Anwendungen und bei der Infrastruktur sehr gut aufgestellt." Allerdings habe der Datenbank-Riese durch die Übernahme von Peoplesoft nun alle Hände voll zu tun, um die Fusion umzusetzen.

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