ERP-Trends

Anwender wollen ERP-Bremse lösen

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Anwender klagen über Komplexität

Speziell SAP-Kunden wissen davon ein Lied zu singen. Aus ihren Reihen waren in den vergangenen Monaten vermehrt Klagen zu vernehmen. Die Systeme seien zu komplex, und die Produktqualität sei auch schon einmal besser gewesen, kritisierten die DSAG-Verantwortlichen. Gerade rund um das ERP-System mit seiner nach wie vor guten Qualität seien viele Techniken entstanden, die teilweise zu Problemen geführt hätten, berichtet DSAG-Vorstand Marco Lenck. Aufgrund der Produktvielfalt und der Menge an Einsatzszenarien habe SAPSAP Probleme, mit der gebotenen Gründlichkeit zu testen. "Diese Faktoren haben zu einer gefühlten schlechteren Qualität geführt", lautet Lencks Schlussfolgerung. Alles zu SAP auf CIO.de

Außerdem, so zeigt eine DSAG-Umfrage, entwickeln sich fast zwei Drittel aller SAP-Projekte komplexer als ursprünglich erwartet. Das liege unter anderem an der großen Zahl von SAP-Systemen, die viele Unternehmen betreiben. Demzufolge hat jeder SAP-Kunde im Schnitt 17 SAP-Systeme im Einsatz, davon allerdings nur fünf produktiv. Die übrigen dienen der Qualitätssicherung und Entwicklung beziehungsweise sind Altsysteme oder fungieren als Sandbox zum Experimentieren.

Lenck will die entstandenen Probleme nicht allein SAP anlasten. Häufig würden Unternehmen die Software nicht so einsetzen, wie es ursprünglich gedacht war. "Viele Entwickler bei SAP sind im Nachhinein überrascht, was die Anwender ihrer Software machen", so der DSAG-Sprecher. Er empfiehlt klare Regeln, wie die Hersteller Software entwickeln und Anwender sie einsetzen sollten. Ein solches Leitbild, eine "System Landscape Governance", könne für alle Beteiligten einen Rahmen vorgeben.

Mehr Transparenz

Dafür müssten sich allerdings beide Seiten an zu vereinbarende Regeln halten. Die Softwareanbieter müssten für mehr Transparenz sorgen. Oft sei für die Anwender nicht zu verstehen, welche Folgen Veränderungen an der Software nach sich ziehen: "Viele schlechte Installationen passieren unbewusst, weil die Anwender falsch beraten werden oder über zu wenige Informationen verfügen." Die Anwender ihrerseits müssten mehr Ordnung in ihre Softwarelandschaften bringen.

Zwar steigt Lenck zufolge die Bereitschaft, sich angesichts des Leidensdrucks stärker an Standards und Regeln zu halten. Laufende Systeme zu vereinfachen, nur um ein künftiges Supportproblem aus dem Weg zu räumen, komme für die meisten aber nicht in Frage. Eine ERP-Governance könne nur dann greifen, wenn es um Neuinstallationen oder Änderungen an laufenden Systemen gehe. Aber kaum ein Anwender werde von heute auf morgen sein SAP-System umbauen.

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