Apple-Chef Steve Jobs - Die Napoleon-Analogie

Apples Allüren

07.07.2011
Von Jan Schulze

Anfang Juni 2011 fuhr Apple auf der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco seine Geschütze auf: iCloud. Mit diesem Cloud-Angebot sollen Daten, Apps und Einstellungen zwischen verschiedenen Apple-
Geräten synchronisiert werden. Mit dem Update auf iOS 5 im Herbst soll es so weit sein. Eine Sensation? Wahrlich nicht. Android-Anwender nutzen bereits seit geraumer Zeit die Cloud-Dienste von Google. Etwa das automatische Synchronisieren von Fotos mit Apples "PhotoStream": Picasa von Google macht das auch - und es ist verfügbar. Und auch Microsoft oder AmazonAmazon haben längst entsprechende Angebote im Markt. Zudem hat der Ruf von Apple durch die Sammelwut von Benutzerdaten in jüngster Zeit deutlich gelitten. Viele Anwender werden es sich zweimal überlegen, ob sie Steve Jobs alle Daten anvertrauen und auf die Kontrolle verzichten. Auch dürfte durch die jüngsten Angriffe gegen Sony vielen Benutzern klar geworden sein, dass auch große Unternehmen die Sicherheit persönlicher Daten nicht garantieren können. Alles zu Amazon auf CIO.de

Napoleon 1815

Steve Jobs 2015

Alle etablierten Kräfte vereinigen sich gegen den Eroberer. Die Volksmassen solidarisieren sich ein letztes Mal, weil alles so schön einfach ist. Aber auch teuer. Der Unmut siegt.

Waffen

iEverything

Stärken

hipper Auftritt (sicher), einfache Bedienung (wahrscheinlich)

Schwächen

proprietär, unsicher und teuer (ganz sicher)

Gegner

alle

Analogie

Waterloo

Apple-Cloud vorerst kostenlos

Der Vorteil der iCloud: Fünf Gigabyte Speicherplatz gibt es gratis. Musik, Bücher und Apps werden dabei nicht mitgerechnet. Damit lassen sich doch einige Dokumente in der Wolke speichern. Apple-Fans werden das Angebot sicher zu schätzen wissen, Apple-Skeptiker und Datenschützer hingegen werden es wohl recht kritisch beäugen. Die iCloud wird den bislang kostenpflichtigen Cloud-Dienst MobileMe ablösen.
Damit geht Apple einen anderen Weg als GoogleGoogle oder Microsoft. Apples Cloud synchronisiert nur die Daten im Hintergrund, die Anwendungen selbst wandern nicht in die Wolke. Microsoft und Google hingegen
bieten auch verschiedene Anwendungen aus der Cloud. Apple setzt hier offensichtlich wie gewohnt auf die einfache Bedienbarkeit durch die Anwender - und erzeugt damit eine Abhängigkeit der Benutzer von Apples
Ökosystem. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die iCloud ganz gegen die Gepflogenheiten des Herstellers kostenlos ist. Alles zu Google auf CIO.de

Aber vor allem Google und Microsoft werden sich nicht kampflos ergeben. Beide verfügen über die nötigen Betriebssysteme und bieten Cloud-Dienste an. Microsofts Vorteil ist, neben der guten Verankerung in den Unternehmen, dass Ballmers Truppen neben Cloud-Diensten für Endkunden auch Services für Unternehmenskunden bereitstellen und so einen recht großen Bereich abdecken. Android wiederum ist ein sehr offenes System, die Cloud-Dienste von Google sind in jede Plattform integrierbar.

Der Ausgang dieser Schlacht ist offen. Apple steht zwar nicht mit dem Rücken zur Wand, hat aber den Trend zur Cloud verschlafen. Hier konnten die Gegner Erfahrungen sammeln - und mit ihnen die Nutzer von Android und Windows Phone 7. Das zeigt sich auch in den Marktzahlen: Android legte laut IDC im vierten Quartal 2010 deutlich beim Marktanteil zu, während das iPhone stagnierte. Ob mit der iCloud wirklich ein starkes Geschütz vorliegt, bleibt abzuwarten.

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