Umfrage: Wie Firmen mit Führungskräften in der Krise umgehen

Arbeitgeber missachten Fairness

15.06.2009
Von Eva Buchhorn und Klaus Werle

Schon jetzt geht es in vielen Firmen nicht mehr partnerschaftlich zu. Ein wesentliches Ergebnis der manager-magazin-Umfrage: Als "undurchsichtig und willkürlich" empfindet jeder Dritte die Art und Weise, mit der sein Unternehmen Arbeitsverhältnisse beendet. 37 Prozent halten die Kommunikation, gerade von schlechten Nachrichten, für wenig transparent.

Anstand wahren oder sparen, lässt sich beides überhaupt vereinen? "Für das Versprechen einer 'nachhaltigen Personalpolitik' werden die kommenden Monate zum Lackmustest", sagt ULA-Hauptgeschäftsführer Ludger Ramme. Und so üben sich die Firmen in einem permanenten Eiertanz zwischen dem Zwang, Kosten zu senken, und der Notwendigkeit, ihre verunsicherten Manager durch unfaire Praktiken nicht zu demotivieren.

Ringen um den Boni

Eine Figur im Eiertanz ist derzeit besonders beliebt: der Griff nach den Boni. Man kann sie radikal kürzen wie Daimler oder per Dekret streichen wie die Commerzbank . Oder sie auf Umwegen zurückerobern wie im Fall von Markus Kast (Name von der Redaktion geändert), dessen Bonus in guten Jahren sechsstellig war, so hoch wie sein Grundgehalt. Auch Anfang 2008 erhielt er von seinem Arbeitgeber Jones Lang LaSalle (JLL) eine mündliche Zusage für die Prämie - vorausgesetzt, er sei zu einem bestimmten Datum noch bei dem Immobiliendienstleister beschäftigt.

Dann kam die Finanzkrise, warf die Branche zu Boden und Kast aus der Firma - kurz vor dem Stichtag. Der Retail-Manager erhielt eine Abfindung, doch der Bonus - tja, da habe er wohl Verständnis angesichts der Lage, oder nicht? Nein, hatte Kast nicht. Er zog vors Arbeitsgericht Hamburg und einigte sich mit JLL auf einen Vergleich.

Ein glimpflicher Ausgang mit Seltenheitswert, denn die Krise wirkt wie ein gigantischer Treibsatz, der nochmals befeuert, was in puncto Fairness ohnehin im Argen liegt. So bewerten 43 Prozent der befragten Manager das Vergütungssystem ihrer Firma als undurchsichtig; 38 Prozent beurteilen den Führungsstil als unkooperativ und nicht unterstützend.

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