Umfrage: Wie Firmen mit Führungskräften in der Krise umgehen

Arbeitgeber missachten Fairness

15.06.2009
Von Eva Buchhorn und Klaus Werle

Wo das Klima vorher gut war, wird jetzt enger zusammengerückt. Firmen aber, die Mitarbeiter immer schon zuerst als Kostenblöcke wahrgenommen haben, gehen jetzt besonders robust vor. So überrascht es wenig, dass sich auf den hinteren Plätzen im Fairness-Ranking einige alte Bekannte finden: 76 Prozent der Befragten schätzen die Telekom als "eher unfair" oder "sehr unfair" ein; die Spitzelkollegen von Deutscher Bahn und Schwarz-Gruppe (Lidl) kommen auf 64 und 62 Prozent Negativbewertungen.

Ganz am Tabellenende liegt Arcandor , von kaum 20 Prozent als fair bewertet. Der Konzern ächzt unter einem rigiden Sparprogramm und verordnete seinen Führungskräften und Vorständen jüngst einen "freiwilligen" Gehaltsverzicht von bis zu 30 Prozent. Im Herbst vergangenen Jahres mussten 60 Karstadt-Manager gehen; alle, beteuert das Haus, mit "einvernehmlichen Lösungen und marktüblichen Abfindungen". Tatsächlich hat Arcandor die rote Laterne wohl noch der Ära Middelhoff zu verdanken. "Die Spielräume waren extrem klein, ständig wurden neue Konzepte verlangt, aber kaum etwas umgesetzt", sagt einer, der entnervt hinwarf - wie viele andere Manager, die sich unter der Ägide Middelhoffs reihenweise verabschiedeten.

Keine krisenbedingte Trennungen von Führungskräften

Eine hohe Fluktuation unter Führungskräften ist ein klares Alarmsignal - das viele Unternehmen jedoch geflissentlich überhören. Auch weil sie glauben, dass die guten Leute ohnehin bleiben. Ein Missverständnis mit teuren Nebeneffekten: hohe Transaktionskosten, geringes Commitment, Betriebsklima im Keller. In Wahrheit verlassen Leistungsträger unfaire Unternehmen zuerst, weil sie die Wahl haben. "Deshalb bedeutet Fairness vor allem Verlässlichkeit", sagt Peter Rölz, geschäftsführender Partner der Frankfurter Arbeitsrechtskanzlei Ulrich Weber & Partner. "Bei Aufstiegswegen, Gehältern und auch bei Trennungen müssen Versprechen eingehalten werden."

In Deutschland wohnt die Verlässlichkeit in einem Naturschutzgebiet: Robert-Bosch-Platz 1, 70839 Gerlingen-Schillerhöhe. Beim Sieger im Fairness-Ranking gibt es Kässpätzle in der Kantine, graue Auslegeware beruhigt die krisenstrapazierten Sinne, und die Firmenpostille schmückt kein hipper englischer Titel, sondern sie heißt "Boschzünder".

Die Fluktuation bewegt sich bei unter 2 Prozent, die meisten Topmanager sind Hausgewächse. Krisenbedingte Trennungen von Fach- oder Führungskräften: keine. "Es wäre Unsinn, jetzt beim Know-how zu sparen", sagt Personalgeschäftsführer Wolfgang Malchow, selbst seit 30 Jahren in der Firma, "unsere langfristigen StrategienStrategien halten wir durch." Alles zu Strategien auf CIO.de

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