Umfrage: Wie Firmen mit Führungskräften in der Krise umgehen

Arbeitgeber missachten Fairness

15.06.2009
Von Eva Buchhorn und Klaus Werle

Genau an diesem Punkt sieht Gerold Frick, um es vorsichtig zu formulieren, bei einigen Firmen noch ziemlich viel Luft nach oben. "Häufig sind Personaler nicht professionell genug, um die Krise mit fantasievollen Maßnahmen zu überstehen", sagt der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP). "Es verkauft ja auch kein Unternehmen seine Maschinen, nur weil sie gerade nicht ausgelastet sind."

Vorderer Plätze für BASF bei Unternehmenskultur

Die BASF, Zweitplatzierter des Rankings, hat derzeit Gelegenheit, sowohl mit nicht ausgelasteten Anlagen als auch mit kreativen Maßnahmen Erfahrung zu sammeln. Bei der Fahrt über das Ludwigshafener Werksgelände, über die Salpeter- und Sulfat-Straße, ist es überraschend ruhig, fünf Anlagen stehen allein hier still, 60 sind stark gedrosselt. Rund 2600 Beschäftigte an sieben deutschen Standorten sind in Kurzarbeit, weltweit sollen 1500 Arbeitsplätze wegfallen, wohl auch in Deutschland.

Seit Monaten stemmen sich Personalvorstand Harald Schwager und Betriebsratschef Robert Oswald gegen die Flaute: Arbeitszeitkonten wurden erweitert, Urlaube vorgezogen, Beschäftigte in auftragsstärkeren Bereichen eingesetzt. Mindestens einmal pro Woche besprechen sich die beiden, der Umgang ist locker, Oswalds fränkischer und Schwagers weicher Pfälzer Dialekt sorgen für eine entspannte Arbeitsatmosphäre. "Wir reden immer Klartext miteinander", sagt Schwager. Schon im November entwickelten sie einen Stufenplan, der exakt festlegt, welche Maßnahmen bei welcher Auslastung greifen sollen. Keineswegs Standard in der Chemiebranche, doch "wir waren uns einig, dass diese Prozesse früh entschieden und den Leuten erklärt werden müssen", sagt Oswald.

Über die Ergebnisse informierte Schwager 400 Manager persönlich, "alle Zahlen lagen offen auf dem Tisch". Oswald besprach den Plan mit den Vertrauensleuten; zusätzlich wurden die Mitarbeiter über Intranet und Handzettel am Werkstor auf den neuesten Stand gebracht. Beschwerden aus der Belegschaft hat er dazu kaum gehört.

Führungskräfte sind von der Kurzarbeit nicht betroffen; ein kurz diskutiertes Aussetzen der Gehaltserhöhungen für die außertariflich Beschäftigten ist vom Tisch. Lediglich bei den rund 400 obersten Managern werden die Bezüge in diesem Jahr nicht steigen. "Die Gespräche liefen sehr offen und vernünftig", sagt Rainer Nachtrab, Vorsitzender des Sprecherausschusses der leitenden Angestellten, "es herrscht ein großes Wir-Gefühl". Auch in der aktuellen Befindlichkeitsstudie des Verbands angestellter Akademiker und leitender Angestellter der Chemischen Industrie (VAA) belegt die BASF in puncto Motivation, Unternehmenskultur und Arbeitsbedingungen vordere Plätze.

Zur Startseite