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Digitalisierung und Zinstief

Banken sehen Fusionen als Ausweg aus der Krise

31.08.2016
Banken ächzen unter den andauernd niedrigen Zinsen und bekommen immer mehr Konkurrenz von jungen Fintechs. Mehr Zusammenarbeit könnte ein Ausweg sein. Es gibt sogar Gerüchte über eine Megafusion.

Zinstief und DigitalisierungDigitalisierung zwingen die Finanzbranche nach Einschätzung von Deutscher Bank und CommerzbankCommerzbank zu mehr Fusionen. Gerade im hart umkämpften deutschen Markt gebe es zu viele Institute, sagten die Chefs der beiden Dax-Konzerne, John Cryan und Martin Zielke, am Mittwoch bei einer Bankentagung in Frankfurt. Sich zusammentun wollen die beiden größten deutschen Geldhäuser entgegen anderslautender Gerüchte jedoch nicht. Top-500-Firmenprofil für Commerzbank Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

"Wir brauchen weitere Zusammenschlüsse - auf nationaler Ebene - aber eben auch über die Landesgrenzen hinweg", forderte Cryan. "Nur dann können wir auf Dauer wirtschaftlich arbeiten. Und nur dann können wir international mithalten." Gerade in Deutschland gebe es "schlicht zu viele BankenBanken". Höhere Gebühren seien schwer durchsetzbar, das andauernde Zinstief drücke zusätzlich auf die Erträge. Top-Firmen der Branche Banken

Einen Bericht über ein mögliches Zusammengehen seines Hauses mit der Commerzbank dementierte Cryan. Auf die Frage, ob die Deutsche BankDeutsche Bank nach Partnern im deutschen Markt suche, antwortete der Brite: "Nein." Er strebe vielmehr an, die Deutsche Bank kleiner und einfacher zu machen. Das Geldinstitut konzentriere sich auf diese Strategie und habe bei seinem Umbau noch eine Menge Arbeit vor sich. Geplant ist unter anderem der Verkauf der Bonner Tochter PostbankPostbank. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Bank Top-500-Firmenprofil für Deutsche Postbank AG

Am Morgen hatte an der Börse ein Bericht des "Manager Magazins" die Kurse bewegt: Die Zeitschrift berichtete auf ihrer Online-Seite, die Deutsche Bank habe intern einen möglichen Zusammenschluss mit der Commerzbank ausgelotet. Die Überlegungen seien allerdings theoretisch und in einem sehr frühen Stadium. Die Fusionsfantasie trieb die Aktienkurse beider Konzerne am Vormittag an.

Zielke, der die Commerzbank seit Mai führt, konzentriert sich auf das Ausarbeiten einer neuen Strategie für den teilverstaatlichten Dax-Konzern. Trotz der fortschreitenden Digitalisierung setzt der bisherige Privatkundenchef weiterhin auf ein dichtes Filialnetz. "Wachstum funktioniert nur mit entsprechender persönlicher und physischer Präsenz. Ohne Filialen wird es nicht gehen. Deswegen werden wir auch weiter in unsere physische Präsenz investieren", betonte Zielke. Allerdings werde sich die Rolle der Filiale "fundamental ändern": "Unsere Filialen werden nicht mehr die Vollsortimentwarenhäuser sein wie wir sie kennen." Aktuell hat die Commerzbank bundesweit 1050 Geschäftsstellen.

"Die künftige Strategie heißt digital und analog", sagte Zielke. Zu Details wolle er sich derzeit nicht äußern. "Wir waren lange Jahre hochprofitabel, wir konnten genug Gewinn abschöpfen, Boni ausschütten und relativ bequem leben. Doch diese paradiesischen Zustände sind vorbei, ich würde sogar sagen, sie sind ein- für allemal vorbei", befand der Commerzbank-Chef. "Der Umbruch, der im Moment stattfindet, ist brutal, schnell und radikal. Banken sind gezwungen, jeden Stein anzufassen, umzudrehen, neu einzusortieren und ab und an auch gänzlich auszusortieren."

Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon warnte die Branche davor, sich zu weit von den Kunden vor Ort zu entfernen: "Ich halte neuerliche Forderungen nach einer grundlegenden Konsolidierungswelle unter den Kreditinstituten für nicht sachgerecht." (dpa/rs)

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