Strategien


Zentrale Beschaffung in der Chemie-Industrie

Bayer kauft groß ein

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.
Eine Milliarde Euro hat Bayer gespart, weil der Konzern sein E-Procurement seit 1996 zentral koordiniert: Die Tochtergesellschaft Bayer Business Services hält beim Einkauf die Fäden in der Hand.

"Wir haben ein Beschaffungskonzept entwickelt, das rund um den Globus, über Zeitzonen, Landes- und Sprachgrenzen hinweg, für alle Teile des Konzerns funktioniert", erklärt Gerhard Römer, Leiter der Beschaffung bei Bayer Business Services (BBS). Die Lösung gilt als wegweisend: 2002 zeichnete der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) das von der BBS maßgeblich gestaltete Einkaufssystem von Bayer mit seinem Innovationspreis aus.

Das Einkaufswesen des Chemiekonzerns setzt im Jahr 13 Milliarden Euro um. Es ist als hybride Organisation aufgestellt, das heißt, es weist sowohl dezentrale als auch zentrale Elemente auf. "Die BBS managt sämtliche übergreifenden Einkaufsfunktionen und -prozesse. Der weltweite Bedarf von Bayer wird zentral bearbeitet, der lokale Bedarf jeweils dezentral", umreißt BME-Vorstandsmitglied Andreas Voegele das preisgekrönte Konzept.

Eine Million Bestellungen pro Jahr

Die BBS agiert wie eine Spinne im Netz. Sie bestimmt, welche Fäden wo ausgeworfen werden. Die Einkäufer in den Betriebsstätten handeln zwar eigenverantwortlich. Dass es trotzdem zu Synergien kommt, dafür sorgt ein konzernweites Informations- und Controlling-System mit einheitlichen Stammdaten und Prozessen. Die BBS fungiert als Leitungs- und Clearing-Stelle für die jährlich eine Millionen Bestellpositionen und stellt Informationen für die Einkäufer bereit. Systemgrundlage ist das vor vier Jahren eingeführte SAPSAP R/3. "Das ist für uns ein Vehikel, mit dem wir die Beschaffung organisationsunabhängig steuern können", sagt Römer. Alles zu SAP auf CIO.de

Die ersten Online-Orders tätigte Bayer 1995. Schon zu den Zeiten, als dazu noch die oft umständlich zu handhabenden Technologien für Electronic Data Interchange (EDI) erforderlich waren, erreichten die Leverkusener im Bestellwesen einen Automatisierungsgrad von 80 Prozent. Mit dem Internet ist noch mehr Dynamik in den Beschaffungsprozess gekommen. "Wir haben E-Business von Anfang an unter kaufmännischen Gesichtspunkten betrieben. Welche Möglichkeiten das Internet bietet, hat uns überrascht", so Thomas Berrang, Mitbegründer des Chemiemarktplatzes Elemica und heute bei BBS verantwortlich für die E-Business-Koordination.

Auf Internet-Basis hat BBS unter anderem das Informationssystem Global Contract Server entwickelt. Bayer-Mitarbeiter können sich so darüber informieren, welche Produkte und Dienste von welchen Lieferanten verfügbar sind und - wichtiger noch - wie Kollegen diese Güter und Services beurteilen. Alle greifen dabei auf einheitliche Produktklassifizierungen und ein standardisiertes Lieferantenbewertungssystem zurück.

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