Berater empfehlen aktives Anzapfen von Informationsquellen

Beim Data Management fehlt die Strategie

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Die Frage des Data Ownership ist offenbar eine der zentralen Ursachen der Qualitätsprobleme. 79 Prozent der befragten IT-Manager sehen sich selbst in der Verantwortung für die Datenqualität, aber 74 Prozent der Finanz-, Verkaufts- und Marketingchefs reklamieren die Zuständigkeit ebenfalls für sich. An der Kommunikation miteinander hapert es allerdings, und eine einheitliche Linie fehlt allzu oft.

Erste Hilfe durch Data Governance und Dashboards

Dabei nimmt die Brisanz dieser Fragen unaufhaltsam zu. Die Marktforscher von Gartner prophezeien für die kommenden fünf Jahre ein Wachstum der Datenflut, die auf Systeme und Lösungen einprasselt, um 650 Prozent. Zugleich drängen die Anwender auf immer besseren, individualisierten Zugang zu den für sie relevanten Informationen.

Auf technologischer und organisatorischer Seite gibt die schon genannte IBM-Studie Hinweise, wie sich das Data Management in den Griff bekommen lässt. Die Erhebung filtert genau, was Top-Performer von weniger erfolgreichen Unternehmen unterscheidet. So setzen 42 Prozent der erfolgreichen Firmen Richtlinien zur Datenhaltung um (Data Governance), 65 Prozent nutzen Lösungen für die Datenintegration, 60 Prozent Content-Management-Systeme, 55 Prozent Anwendungen für das Management von Stammdaten. Knapp drei Viertel der wachstumsstarken Unternehmen bereiten Analyse-Ergebnisse anschaulich und übersichtlich in Dashboards und Visualisierungs-Tools auf, 45 Prozent optimieren ihre Planung durch den Einsatz analytischer Werkzeuge und von Prognose-Software. Von den Firmen, die am Markt schlechter abschneiden, tut all das jeweils nur ein Bruchteil.

Planvoller IT-Einsatz und effiziente Organisationsstrukturen, so lässt sich bis hierhin zusammenfassen, verschaffen also derzeit als Wege zu einer auf Fakten gestützten Entscheidungsfindung einen klaren Wettbewerbsvorteil. Einen Schritt weiter geht Jack Springman, Chef der Corporate Advisory Group von Business & Decision, in einem Beitrag für unsere britische Schwesterpublikation CIO UK. Berater Springman beklagt darin ein strukturelles Strategie-Defizit. Demnach kämpfen die Firmen allzu sehr damit, die ohnehin vorhandenen Daten zu verarbeiten, anstatt auch gezielt nach den für geschäftliche Vorteile notwendigen Daten zu suchen.

Springman empfiehlt, erst den Bedarf nach Wissen von Business-Seite zu identifizieren und anschließend die ausgemachten Informationen zu sammeln. Dabei unterscheidet er drei Reifegrade: Ein erster Level ist das Beobachten von messbaren Variablen und Entwicklungen, für das beispielsweise Industrieverbände und Marktforscher Material liefern können; ein zweiter Level umfasst das Verstehen von notwendigen Veränderungen; Level Drei ermöglicht das systematische Auswählen aus einer Reihe von Optionen in Fällen, die höhere Investitionen erfordern.

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