Microsoft senkt Preis

Billigeres Office 365 spaltet Analystenwelt

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Genau an dieser Stelle setzt die harsche Kritik von Experton an, laut der die nur für Neukunden und bei Vertragserneuerung geltende Preissenkung für allgemeine Verwirrung und Verdruss sorgen wird. „Unternehmen, die vor einer Entscheidung für oder gegen Office 365 stehen, sollten sich durch die preisliche Kosmetik nicht blenden lassen“, rät Analyst Axel Oppermann.

Fatale Ansprache-Änderung

Für kleine und mittlere "Early Adopters" seien statt der Kosten Argumente wie Funktionalität, Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit oder auch Sicherheit entscheidend. Office 365 biete ihnen einen Service, den sie selbst nicht in vergleichbarer Form im eigenen Unternehmen aus eigenen Mitteln bereitstellen können. „Große Unternehmen gewichten hingegen die Preise für unterschiedliche Services der Anbieter stärker“, so Oppermann. Bedingt durch ihren Erfahrungsschatz, die eingesetzte Technologie und im Unternehmen vorhandene Kompetenzen, liege die Messlatte hier einfach auf einer anderen Ebene. „Und eben diese Unternehmen finden auch immer öfter Geschmack an den Lösungen von Google“, weiß der Experton-Analyst, auch wenn dies in Deutschland noch seltener der Fall sei als in anderen Regionen.

„Microsoft, der Platzhirsch im Markt für Office-Lösungen, sieht sich von Google, der Ikone der Online-Welt, herausgefordert und weiß sich hier anscheinend nur durch eine Preisreduktion zu helfen“, argwöhnt Oppermann. So rutsche Microsoft ohne zwingende Not von einer nutzenbasierten Ebene auf eine preis- und kostenfokussierte Dimension. "Auch mit den in den kommenden sechs bis neun Monaten zu erwartenden Erweiterungen und Ergänzungen für Office 365 wird es Microsoft dann äußerst schwer haben, wieder den Weg der Nutzenargumentation zu beschreiten“, vermutet der Experton-Analyst.

Microsoft habe mittlerweile das Problem, mit Office 365 zwar ein gutes Produkt anzubieten, aber nicht mehr über eine zwingende Machtposition zu verfügen. „Neue Herausforderer wie Google, Dropbox, Zoho oder Salesforce.com greifen am Markt für Office-Produktivitätslösungen massiv an“, so Oppermann.

Angstgegner Nummer 1 in diesem Segment sei indes Google. Microsoft habe sich in der Vergangenheit dem Angebot von Google und den Herausforderungen der neuen Wettbewerber gestellt. „Diese Positionierung und Marktansprache kann unter Aspekten wie Qualität oder Funktionen subsumiert werden“, erläutert der Analyst. Deshalb beurteilt er die neue Billigpreis-Strategie skeptisch.

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