Kritik am Ansatz von Gartner

Bimodale IT - Fluch oder Segen?

Oliver Laitenberger leitet bei der Managementberatung Horn & Company das Kompetenzzentrum Digitalisierung und Technologie.

Neue Silos für Produkte, Prozesse und Menschen

Ein zwei-dimensionales Denken schafft künstliche Silos für Produkte, Prozesse und Menschen. Dies ist für beide Seiten nicht gut. Der bimodale Ansatz klebt der traditionellen IT-Welt ein Pflaster über die Wunde, aber tut nichts, um die Blutung zu stillen. Dieses Modell institutionalisiert und rechtfertigt "Stagnation" und verhindert InnovationInnovation oft dort, wo sie am meisten und dringendsten gebraucht wird: In den Molochen und Legacy-Plattformen. Ressourcen werden umverteilt und dies sorgt dafür, dass die ach gepriesen Zuverlässigkeit und Sicherheit doch nicht mehr ganz so zuverlässig und sicher ist - Start eines Teufelskreises. Alles zu Innovation auf CIO.de

Auf der anderen Seite bekommt das Modell der hohen Geschwindigkeit und Agilität einen Freifahrschein, um nun endlich - Gott sei's gedankt - undiszipliniert und unsystematisch Software-Entwicklung betreiben zu dürfen. Die mageren Fortschritte ingenieursmäßiger Software-Entwicklung werden dabei mit Füßen getreten. Zurück zu den Anfängen - Hauptsache Geschwindigkeit. Dass auch die mit hoher Geschwindigkeit entwickelte App irgendwann nachhaltig, zuverlässig und sicher betrieben werden muss, wird schnell einmal übersehen. Und auch die Entwickler der jungen Generation werden älter. Die Lösung von heute wird wieder einmal zum Problem von morgen.

Amazon, Google oder Facebook arbeiten auch nicht bimodal

Sicher ist die vereinfachte Art der Darstellung hilfreich, um IT-innovationsfeindlichen Unternehmen den Spiegel vorzuhalten. Doch wir wissen spätestens seit Fred Brooks über die berüchtigte Silver-Bullet, dass eine einzige Lösung für alles nicht ausreicht. Gerade heute ist die Welt voll von Unternehmen, die Agilität und Stabilität dem Kunden abliefern. Amazon, Google, Facebook, Apple oder Uber - wie viele von diesen Unternehmen nutzen einen bimodalen IT-Ansatz im Sinne bimodale IT-Strategie, bimodale IT-Organisation oder bimodale IT-Prozesse? Sie sind vielmehr geprägt von der ganzheitlichen Betrachtung, dass IT dem Geschäft entspricht und umgekehrt.

Bimodale IT: vom "Entweder oder" zum "Sowohl als auch"

Keine Frage: Unternehmensverantwortliche müssen die strategischen Weichen für eine effektive und effiziente Digitalisierung stellen. Egal wie Sie es drehen oder wenden: Am Ende fordert die Digitalisierung die Informationstechnik zur Umsetzung auf. Hierfür ist eine ganzheitlichere Betrachtungsweise ausgehend von einer strategischen Betrachtung erforderlich, die sowohl revolutionäre, High-Speed-Lösungsansätze als auch evolutionäre Lösungsmuster unter vereint.

Revolutionäre und evolutionäre Lösungsmuster der IT strategisch verankern

So oder so wird die Digitalisierung des aktuellen Geschäftsmodells in vielen Fällen vom Geldgeber, dem Finanzchef (CFO), oder dem IT-Manager (CIO) verantwortet. Die Umsetzung orientiert sich meist an evolutionären Entwicklungsschritten, die eher Wert auf geringe Kosten als auf Geschwindigkeit legen. Hier besteht dann die Herausforderung darin, die Geschwindigkeit zu steigern.

Gilt es indes, ein digitales Geschäftsmodell zu entwerfen, bedarf es im Kontext des Ganzen neuer, innovativer Ideen. Die Herausforderung besteht dann im konsequenten Hinterfragen - eigentlich sogar im Zerstören - des aktuellen Geschäftsmodells. Die Lösungsmuster sind revolutionär und erfordern neue, kreative Formen der Problemlösung. Ob dies in Projektform, in einer eigenen Organisationseinheit oder durch Gründung eines eigenen Unternehmens folgt, muss mit Blick auf das Ganze entschieden werden.

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