Strategien


Bedenken und Erfahrungen

Bimodale IT verändert die IT-Organisation

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Bis zu 30 Prozent der IT wird in Unternehmen künftig agil laufen müssen. Immer mehr CIOs berichten an den CEO, wie die Studie "CIO and IT leadership survey 2016" feststellt.
  • Die „schnelle“ IT wird dort gebraucht, wo ein Unternehmen besonders agil und kurzfristig reagieren muss, typischerweise im direkten Kundenkontakt
  • Nur 17 Prozent der befragten Unternehmen glauben, intern die nötigen Skills zu haben
  • Der Wunsch nach Unterstützung bei der bimodalen IT bedroht bestehende Partnerschaften mit externen Dienstleistern
Der Vorstand wird künftig durch einen Senior Technologist ergänzt, erwarten die Berater von PSD und Coeus.
Der Vorstand wird künftig durch einen Senior Technologist ergänzt, erwarten die Berater von PSD und Coeus.
Foto: apops - Fotolia.com

Die Auswirkungen von bimodaler IT (auch Two-Speed IT oder IT der zwei Geschwindigkeiten) untersucht eine gemeinsame Studie der internationalen Beraterfirmen PSD und Coeus. These der Consultants: Immer öfter holen sich Firmenvorstände einen Senior Technologist an den Tisch. Das geht aus der "CIO and IT leadership survey 2016" unter knapp 200 europäischen Entscheidern hervor.

Traditionelle versus agile IT

In der Studie nehmen die Berater eine Bestandsaufnahme rund um bimodale IT vor. Sie unterstützen die These von der Notwendigkeit einer solchen Aufsplittung und weisen die zwei Modi zwei Einsatzbereichen zu. Demnach bleiben empfindliche Felder wie Finance und alle Kernsysteme, bei denen Verlässlichkeit im Vordergrund steht, der traditionellen IT verhaftet.

Die "schnelle" IT wird dort gebraucht, wo ein Unternehmen besonders agil und kurzfristig reagieren muss, typischerweise also im direkten Kundenkontakt. Aufgrund dieser Unterteilung schätzen die Berater, dass je nach Branche zehn bis dreißig Prozent der Systeme als schnellere, agile IT laufen müssen. Insbesondere habe der Handel die Nase vorn.

Die Studienautoren fügen an, dass bimodale IT auch bimodale Governance bedeutet. Während bei der herkömmlichen IT keinerlei Abstriche vorgenommen werden dürften, reiche für die agile IT auch eine schlankere Governance.

Zwei von drei CIOs berichten an den CEO

Letztlich resultiert diese IT der zwei Geschwindigkeiten aus der digitalen Transformation. Wie stark diese den IT-Entscheider in den Fokus holt, zeigen die Berichtswege. Hatten in einer vergleichbaren Vorjahresbefragung noch 49 Prozent der IT-Chefs angegeben, dem CEO zu berichten, sind es nun 68 Prozent.

Aus dieser Entwicklung leiten die Studienautoren ihre These vom Senior Technologist im Board ab. Ob dieser nun CIO heißt oder CTO (Chief Technologist Officer), Chief Digital Officer oder Chief Data Officer, halten sie - jedenfalls momentan - nur für ein Detail. Unternehmen seien noch dabei, die Profile auszuformen.

Kompatibilität und Skills bereiten Sorgen

Unabhängig vom Titel wird der Senior Technologist verschiedene Hindernisse zu überwinden haben. Da ist zum einen die Angst davor, dass traditionelle und agile IT nicht kompatibel sind. Allerdings sinkt diese Angst mit steigender Erfahrung. Unter den Entscheidern, die bereits bimodal fahren, sagten zum Befragungszeitpunkt 15 Prozent, dass die zwei Modi nicht effektiv ineinandergreifen können.

Weitere Bedenken beziehen sich auf die Skills. Mit 17 Prozent glaubt noch nicht einmal jeder Fünfte, intern die nötigen Fähigkeiten bereitstellen zu können.

CIOs wechseln IT-Dienstleister aus

Typischerweise holen sich CIOs externe Unterstützung. Erste Wahl sind unabhängige Berater. Wer unter ihnen nicht fündig wird, wendet sich an System-Integratoren und Infrastruktur-Anbieter. Hier schließt sich ein weiterer Trend an: Viele IT-Entscheider werden ihren angestammten Dienstleistern den Rücken kehren, erwarten die Studienautoren. Sie suchen nun gezielt nach Partnern, die sie in Sachen bimodale IT unterstützen.

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