Blackberry


Sicher, solide – aber nicht unbedingt sexy

Blackberry DTEK50 im Praxistest



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Das Blackberry DTEK50, benannt nach der hauseigenen Privacy-Kontroll-App DTEK, soll preisbewussten Anwendern und Unternehmen für Android bislang unerreichte Sicherheits-, Privatsphären - und Produktivitäts-Standards bieten. Ästhetik und hochwertige Hardware sucht man bei dem Smartphone aber weitgehend vergeblich.
Mit dem DTEK50 versucht Blackberry erneut sein Glück im Android-Lager.
Mit dem DTEK50 versucht Blackberry erneut sein Glück im Android-Lager.
Foto: Blackberry

Nachdem der zumindest preislich (UVP 779 Euro) für den Highend-Bereich ausgelegte Tastatur-Slider BlackberryBlackberry PRIV (Testbericht) am Markt floppte, haben die Kanadier mit dem DTEK50 für ihren zweiten Anlauf im Android-Segment ein deutlich günstigeres Mittelklasse-Gerät auserkoren, das zudem noch vom chinesischen Hersteller TCL gefertigt wird. Dabei handelt es sich im Prinzip um einen cleveren Schritt von Blackberry-Chef John Chen, der das gesamte Smartphone-Geschäft auf den Prüfstand gestellt hat und nun bis Ende des laufenden Geschäftsjahres (Ende: 31. März 2017) mindestens eine schwarze Null in dem Bereich sehen will. Alles zu Blackberry auf CIO.de

Hardware von der Stange

Um die Entwicklungskosten für das DTEK50 im Rahmen zu halten, teilt sich das ab etwa 300 Euro erhältliche Gerät weitgehend die Hardware mit dem im Frühjahr 2016 vorgestellten Alcatel Idol 4 von TCL. Das Resultat wiegt magere 135 Gramm, ist mit weniger als 7,5 Millimeter angenehm dünn, relativ gut verarbeitet und vermittelt dank eines Metallrahmens um den Plastik-Body auch einen Hauch von Style.

Elegant ist auch der mittig an der rechten Seite angebrachte silberne Knopf: Was beim Idol 4 noch als Boom Key geführt wurde, heißt bei Blackberry nun Convenience Key, wenngleich die Funktionalität gleich blieb: Die Komforttaste lässt sich mit einem Schnellzugriff auf Apps und anderen Funktionen verknüpfen. Leider wurde dabei die praktischste Funktion vergessen, der An-Aus-Schalter liegt weiter oben auf der linken Seite und ist damit insbesondere bei Ein-Hand-Bedienung schlecht erreichbar.

Die gummierte Rückseite des Blackberry DTEK50 ist praktisch, stört aber den ansonsten wertigen Eindruck.
Die gummierte Rückseite des Blackberry DTEK50 ist praktisch, stört aber den ansonsten wertigen Eindruck.
Foto: Blackberry

Fast schon zu praktisch ist dagegen die bereits vom Blackberry-10-Vorgängermodell Blackberry Leap bekannte geriffelte graue Gummimatte auf der Rückseite des DTEK50 - das Idol 4 wartet hier mit einer schicken, aber rutschigen Glasoberfläche auf. Der Grund der Veränderung liegt buchstäblich auf der Hand: Das Gummi sorgt dafür, dass das Gerät nicht rutscht und etwa beim Telefonieren sicher in der Hand liegt, wirkt dabei aber etwas billig.

Über jeden Tadel erhaben, wenn auch nichts Besonderes ist das 5,2 Zoll große, kratzfeste IPS-LC-Display mit FullHD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel). Dasselbe Urteil kann man auch über die beiden Kameras, eine 8-Megapixel-Frontkamera mit Selfie-Flash und ein 13-Megapixel-Objektiv mit Autofokus und Blitz auf der Rückseite sagen.

Und die dezent an Ober- und Unterseite platzierten Lautsprecher sind gemessen an der Preisklasse sogar sehr gut - hier hatte Smartphone-Ausstatter TCL wohl eine andere Zielgruppe als Blackberry im Visier. Da es sich trotz chinesischer Gene nach wie vor um ein Blackberry handelt, ist natürlich auch die Sprachqualität über jeden Zweifel erhaben.

Als Taschenwärmer gut geeignet

Auch beim Innenleben basiert das DTEK50 auf dem TCL-Smartphone. Wie der günstige Preis bereits andeutet, darf man sich von der verwendeten Hardware nicht allzu viel erwarten. So ist der verbaute Qualcomm Snapdragon 617 mit Octacore-Prozessor, dem 3GB RAM zur Seite gestellt wurden, nicht gerade der performanteste Chipsatz, was auch diverse Benchmarks zeigten. Unter Belastung heizt sich das Gerät zudem stark auf, kurioserweise strahlt die Hitze dabei wegen der isolierenden Gummimatte primär über das Display ab.

Wer also ein Gerät zum Daddeln sucht, ist beim DTEK50 daher sicherlich an der falschen Adresse. Für den Großteil der ansonsten üblichen Aufgaben, so zumindest das Ergebnis unseres Praxistests, reicht die Rechenleistung jedoch vollkommen aus.

Fast schon am Limit ist das Smartphone dagegen beim internen Speicherplatz: Von den ursprünglichen 16 GB bleiben nach der Belegung durch das Betriebssystem und die vorinstallierten Apps nur noch knapp 9,5 GB zum freien Gebrauch übrig - allerdings kann der Speicher des neuen Blackberry via microSD-Karte um bis zu 2 TB erweitert werden. Der nicht wechselbare Akku wiederum fällt mit einer Kapazität von 2160 mAh Blackberry-untypisch klein aus und hielt im Testzeitraum nicht immer bis zum Abend durch. Immerhin unterstützt die Batterie Qualcomms Quickcharge 2.0, was die Wiederaufladezeit deutlich reduziert.

Der Vollständigkeit halber noch ein Blick auf die Schnittstellen: Hier ist das DTEK50 mit Bluetooth 4.2, LTE Cat-4, WLAN b/g/n/ac, Wifi Direct oder NFC gut dabei, wenn auch nicht immer die aktuellsten Standards unterstützt werden.

Summa summarum macht das DTEK50 damit bei kleineren Schwächen doch einen guten Eindruck. Was fehlt, ist aber das besondere Extra wie ein Fingerprint-Scanner oder Ähnliches und auch die von Blackberry bekannte Benachrichtigungs-RGB-LED sucht man vergebens. Dabei greift der Verweis auf die Ausstattung des Referenzdesigns nicht immer, auf eine Dual-SIM-Unterstützung wie sie TCL für das Alcatel Idol 4 anbietet, wurde dagegen verzichtet.

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