August Koehler AG

Blackberry lähmt die Produktion



Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.
Push-Mail-Geräte lenken von der eigentlichen Arbeit ab, wie der Leiter IT-Infrastruktur Alexander Fischer im Selbstversuch erlebt hat. In der Regel empfiehlt er seinen Mitarbeitern deshalb andere Techniken.

Blackberry ist Kult. Das Lieblingsaccessoire moderner Manager steht für Echtzeit und symbolisiert so paradigmatisch das Leitbild der heutigen Geschäftswelt. Genau aus diesem Grund beginnt die Einführung der Push-Mail-Handys in vielen Firmen auch nicht mit einer dedizierten Mobil-Strategie, wie Alexander Fischer weiß: „In den meisten Firmen sind die Blackberrys nach und nach als Privatanschaffung aufgetaucht, und irgendwann war die IT natürlich gefordert, diese Geräte ordentlich in die Messaging-Infrastuktur zu integrieren.“ Der Leiter IT-Infrastruktur bei Papierhersteller August Koehler AG in Oberkirch erinnert sich, dass er die Blackberrys ursprünglich überhaupt nicht auf seiner Rechnung hatte, als er vor eineinhalb Jahren eine langfristige mobile Agenda erarbeitete: „Wir setzten vor eineinhalb Jahren ganz auf Windowsbasierende PDAs und SmartphonesSmartphones, weil wir uns aus Integrationssicht die größten Vorteile versprachen.“ Alles zu Smartphones auf CIO.de

Es sollte jedoch alles anders kommen. Wie andernorts zogen in Oberkirch die Blackberrys über das Management in das Unternehmen ein. Außerdem musste Fischer noch seine ehrgeizigen Windows-Mobile Planungen revidieren. Lieferant T-Mobile strich nämlich zwischenzeitlich zum Leidwesen vieler Firmenanwender sein Microsoft-Engagement zusammen – die Smartphone-Serie SDA wurde komplett ausgemustert, und das als Blackberry-Alternative angekündigte MicrosoftMicrosoft Direct Push kam bisher nicht recht in die Puschen. „Ich hatte mich ursprünglich auf die Ankündigungen von T-Mobile und Microsoft verlassen, aber bisher kann ich allenfalls eine halbherzige Umsetzung erkennen“, beklagt Fischer. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Allein das Tarifmodell sei kontraproduktiv: Um nämlich die Push-Funktion von Microsoft auf einem MDA (Mobile Digital Assistent) nutzen zu können, muss jede halbe Stunde ein kleines Datenpaket gesendet werden. Weil aber der Mobilfunktarif als kleinste Abrechnungseinheit 100-KB-Datenblöcke vorsieht, entstehen bei der Dauernutzung enorme Kosten, die weit über dem tatsächlichen Verbrauch liegen.

Während BlackberryBlackberry mittlerweile einen regelrechten Push-Mail-Hype ausgelöst hat und andere Anbieter zur Nachahmung treibt, macht sich Fischer zunehmend Gedanken über die Nebenwirkungen dieser Technik. „Das Hauptproblem mit den Blackberrys und anderen Pushfähigen Geräten sehe ich darin, dass der Anwender zum Sklaven des E-Mail-Systems wird“, schildert Fischer die Schattenseite der Mail-Zustellung in Echtzeit. Push verwandle nämlich ein asynchrones Kommunikationssystem in ein synchrones, mit bis heute weitgehend unterschätzten Folgen. Alles zu Blackberry auf CIO.de

Gefährlicher Erwartungsdruck

Im Selbstversuch hat der IT-Profi erlebt, wie er den ganzen Tag mit eingehenden E-Mails beschäftigt war und sich dabei nicht mehr richtig auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren konnte: „Ich bin mir nach einer gewissen Zeit wie ein Pawlowscher Hund vorgekommen, der den ganzen Tag nur noch auf die Signale des Blackberry reagiert“, beschreibt der IT-Manager den Push-Effekt.

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