Wie Toparbeitgeber um Nachwuchskräfte buhlen

Chancen wie noch nie

27.10.2008
Von Klaus Werle und Michael Gatermann

Warum Praktika einen solch hohen Stellenwert haben, erklärt Sabine Zahnert, Leiterin Nachwuchsprogramme bei Bosch: "Wie soll jemand eine klare Zielvorstellung von seinem angestrebten Berufsfeld haben, wenn ihm die praktische Erfahrung darin fehlt?" Sie beobachtet, wie die erfolgreichen Bewerber immer früher im Studium entscheiden, welchen Bereich sie ansteuern.

Fast alle Toparbeitgeber haben ausgeklügelte Bewertungsmuster für Praktikanten und binden die besten dann durch spezielle Programme an ihr Unternehmen. Da lädt EADS Ex-Praktikanten zu Luft- und Raumfahrtmessen ein oder zum Segelfliegen auf der Nordseeinsel Juist, die meisten veranstalten Summer Camps, meist einwöchige Treffen an einem schönen Ort, mit einem Mix aus Spaß und Arbeit an der eigenen Ausbildung, viele offerieren Auslandspraktika, manche bieten persönliches Coaching durch Manager des Hauses. "Wir wollen kein Talent verlieren", erklärt Audi-Vorstand Werner Widuckel die Anstrengungen.

Besonders konsequent geht da die Deutsche Bank vor: Sie lädt die besten Examenskandidaten zur Summer Internship, einem Edelpraktikum, an dessen Ende sich die Studenten freiwillig ins Assessment-Center begeben können. Wer darin besteht, bekommt schon im Studium einen Vertrag angeboten.

Suche nach Anzeichen für Mobilität

Die Auslandserfahrung verliert als Selektionskriterium bei der Kandidatenauswahl an Bedeutung. "Der Nachweis der Internationalität ist wichtig - das ist aber inzwischen nichts Besonderes mehr", fasst Sabine Zahnert von Bosch auch die Haltung eines Großteils ihrer Kollegen zusammen. Bei den meisten Wirtschaftswissenschaftlern ist das Auslandssemester schon im Studiengang eingeplant, bei Ingenieuren ist es seltener, hat aber im Auswahlprozess gemeinhin weniger Bedeutung.

Trotzdem sucht Thorsten Möllmann von EADS bei seinen Ingenieurkandidaten stets nach Anzeichen für Mobilität: "Es gibt immer noch viele Ingenieure, die nicht aus ihrer Heimatregion weg wollen und am liebsten ganz geregelt von neun bis fünf arbeiten wollen", sagt er, "die finden allerdings bei uns nicht unbedingt die richtige Stelle." Und auch Sabine Zahnert von Bosch formuliert: "Wer keinen Hinweis auf Mobilität gibt, ist raus."

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