Wie Toparbeitgeber um Nachwuchskräfte buhlen

Chancen wie noch nie

27.10.2008
Von Klaus Werle und Michael Gatermann

Die Versprechen der Berater

Eine eher größere Rolle als früher spielen die nicht fachlichen Kategorien bei der Bewerberauswahl. Das beginnt bei dem meist obligatorischen Motivationsschreiben des künftigen Jungmanagers. "Es ist uns wichtig, warum jemand zu uns kommen möchte", formuliert Martin Meyer von Porsche stellvertretend für die meisten seiner Kollegen bei den anderen Toparbeitgebern, "wer da nur einen Serienbrief mit ,Copy und Paste' verschickt, kommt nicht weiter."

Mancher hoffnungsvolle Uniabsolvent wird sogar noch unverhofft von Versäumnissen aus der Schulzeit eingeholt: "Bewerber, die gravierende Grammatik- und Rechtschreibfehler machen oder über eine nur mangelhafte Ausdrucksfähigkeit verfügen, akzeptieren wir nicht", sagt Audi-Vorstand Widuckel. Diese Defizite schränkten die Kommunikationsfähigkeit ein, argumentiert er - heute eine notwendige Basisqualifikation auch für Ingenieure.

Die Persönlichkeit der Kandidaten beurteilen die meisten Firmen nach Interviews oder Assessment-Centern. Team- und Führungsfähigkeit stehen meist im Mittelpunkt, als Beleg werden gern die berühmten außeruniversitären Engagements herangezogen - von der Mitgliedschaft in der freiwilligen Feuerwehr bis zur Leitung einer Jugendgruppe. Porsche fährt einmal mehr auf der Überholspur und beurteilt Bewerber nach dem "Porsche-Kompetenzmodell". Zu den zehn Kriterien, nach denen die Zuffenhausener ihre Kandidaten beurteilen, gehört die Faszinationsfähigkeit. Was das ist? "Wir leben es vor - vom Vorstand bis zum Praktikanten", erklärt Personalmann Meyer knapp.

Faszinieren müssen umgekehrt auch die Unternehmen - schließlich sind die idealen Kandidaten fast durchgängig auch bei den Wettbewerbern begehrt. Wer zu Audi passt, ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch bei BMW wohlgelitten, und wer die Kandidatenkür bei KPMG durchsteht, bekäme wohl auch bei Ernst & Young ein Angebot. So ist schon heute Wettbewerb angesagt, der sich in den nächsten Jahren noch stark verschärfen wird.

Das beginnt bei den Einstiegsgehältern. Zwar ist das Grundsalär - wie bei den populären Autobauern und auch Bosch - häufig durch Tarifverträge reglementiert und damit gleich. Der Metalltarif verordnet Startgehälter zwischen 41.000 und 45.000 Euro bei den Großunternehmen. Die Toparbeitgeber punkten bei ihren umworbenen Kandidaten fast alle mit dem Hinweis auf Gewinnbeteiligungen - bei Porsche 2008 im Schnitt 5600 Euro, bei BMW und der Deutschen Bank durchschnittlich eineinhalb Monatsgehälter - oder auf variable Einkommensergänzungen - etwa bei Ernst & Young zwischen 12 und 15 Prozent des Jahreseinkommens.

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