Führungsrolle

Chef als Fürst in seinem Reich hat ausgedient

Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Chefs managen Beziehungen und Netzwerke

Auch Personalberater und Buchautor Ulf Andresen stellt Veränderungen in der Arbeit der Führungskräfte fest: "Heute sind Manager häufiger unterwegs, ihre Teams arbeiten an verschiedenen Standorten weltweit. Auch die Verteilung der Aufgaben ist komplizierter: Musste ein Chef früher nur nebenan ins Büro seiner Mitarbeiter gehen und sich mit ihnen absprechen, sitzen diese heute oft weit verstreut", weiß Andresen.

Technische Möglichkeiten wie Videokonferenzen oder Plattformen zum Austausch erleichtern das virtuelle Arbeiten. "In der Vergangenheit steckten Führungskräfte noch im Tagesgeschäft tief drin, das ist heute nicht mehr möglich", so der Hamburger Personalexperte. Ihre Aufgabe sei es, Beziehungen und Netzwerke zu managen.

Selbst-Marketing wird wichtiger

Doch was bedeutet die Digitalisierung für Manager? Wie verändert sich deren Selbstverständnis? "Selbst-Marketing wird wichtiger. Jeder sollte bereit sein, sein Wissen zu teilen und keine Angst vor diesem Schritt haben", meint Karin Sondermann von Avanade. Die Managerin mit dem etwas sperrigen Jobtitel "Intelligent Business (IIoT) und Hybrid Cloud Scenarios" zählt selbst zu den mobilen IT-Arbeitskräften. Sie verbringt viel Zeit bei Kunden, zieht sich ins Home-Office zurück, um konzentriert zu arbeiten und geht ins Büro, um sich mit Kollegen auszutauschen.

"Mitarbeiter müssen permanent Neues Lernen und sich schnell neuen Situationen anpassen", fordert sie. Die erfahrene Managerin weiß allerdings auch, dass heute jeder eine Strategie für den eigenen Karriereweg braucht. "Das Selbstmarketing nimmt viel Zeit in Anspruch", räumt die Managerin ein und fügt hinzu: "Ich gebe mein Wissen dosiert weiter."

Doch wer heute Macht und Einfluss hat, fürchtet solche Tendenzen. Andere sorgen sich einfach um ihren Job. Deshalb ist es für ISF-Mann Kämpf wichtig, dass alle Beschäftigte an den Veränderungen im Unternehmen beteiligt werden und sich nicht ausgeschlossen fühlen. Doch die grenzenlose Offenheit, das Teilen von Wissen und Erfahrungen kennt auch Verlierer. Viele Digital Natives verfügen über ein überbordendes Selbstbewusstsein, auch wenn sich das nicht immer mit ihren Fähigkeiten deckt. Manche verstünden es gut, sich das Wissen anderer anzueignen, ist zu hören. Wie Unternehmen mit all diesen Herausforderungen künftig umgehen werden, entscheidet auch, wie die Arbeitswelt der Zukunft aussieht.

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