Globalisierung

China wächst - USA, was nun?

02.07.2007
Von  und Katja Appelt
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Welche Rolle spielen Outsourcing und Offshoring bei der Globalisierung?

Outsourcing kann fast wie ein Signal verstanden werden. Waren es in der Anfangsphase der Globalisierung nur einfache handwerkliche Tätigkeiten, die in Länder mit geringerem Lohnniveau ausgelagert wurden, markieren OutsourcingOutsourcing und Offshoring den Beginn einer entscheidenden Entwicklung: Erstmals wurde in großem Maße das Abwandern geistiger Tätigkeiten ins Ausland sichtbar. Für die Betroffenen war das ein Schock. Gut ausgebildete Kopfarbeiter - vom Programmierer über den Projekt-Manager bis zum Professor -, die dahin selbst die Regeln festlegten, wer dazugehört, sahen sich plötzlich einer Konkurrenz gegenüber, die sich ihren Regeln entzog und auf die sie keinen Einfluss hatten. Aber letztlich zeigt diese Entwicklung das Funktionieren der weltweiten Marktmechanismen. Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Aber im globalen Markt gelten doch keine fairen Bedingungen - wenn man etwa an den Verlust geistigen
Eigentums denkt ...

Unternehmen errechnen ihren Verlust auf Basis der - geschätzten - Anzahl der in China oder anderswo in der Dritten Welt verkauften Raubkopien ihrer Produkte. Aber zu Marktpreisen könnten sich die wenigsten
Chinesen diese Produkte leisten. Insofern basieren die hohen Zahlen, die westliche Unternehmen nennen, auf falschen Voraussetzungen - die realen Verluste sind erheblich geringer. Aber natürlich kann das nicht so bleiben, und ich sehe auch langsame Veränderungen in Rechtssystemen und im Rechtsverständnis in Ländern wie China.

Michael Mandelbaum, Mitautor des Buches "The world is flat": "Die Unternehmen sind überfordert, wenn es darum geht, die sozialen Auswirkungen einer globalisierten Wirtschaft abzufangen."
Michael Mandelbaum, Mitautor des Buches "The world is flat": "Die Unternehmen sind überfordert, wenn es darum geht, die sozialen Auswirkungen einer globalisierten Wirtschaft abzufangen."

Wie werden die Staaten der westlichen Welt die sozialen Auswirkungen der Globalisierung verkraften?

Die Unternehmen sind überfordert, wenn es darum geht, die sozialen Auswirkungen einer globalisierten
Wirtschaft abzufangen. Sie haben keine Wahl und müssen sich nach den Regeln der Weltwirtschaft verhalten, wenn sie ökonomisch erfolgreich sein wollen. Insofern handelt es sich um eine Frage, die die Nationalstaaten beantworten müssen. So wird sich Amerika über kurz oder lang die Frage beantworten müssen, ob es vermehrt in Bildung und Sozialprogramme investiert oder weiterhin in hohem Maße in die Außenpolitik. Die weltweite Konkurrenzsituation und das Abwandern von Jobs in Niedriglohnländer verschärfen diese Problematik von zwei Seiten: Auf der einen Seite wird der Ausgleich der sozialen Auswirkungen drängender, auf der anderen Seite nimmt die Notwendigkeit einer weltweit ordnenden Macht zu - eine Aufgabe, die jetzt von den USA erfüllt wird.

Die Rolle Amerikas als „Weltregierung“ wird aber nicht überall geschätzt ...

Die "öffentlichen Güter", die Amerika der Welt liefert, sind unter anderem Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität. Beim Zusammenrücken der Nationen im Zeitalter der Globalisierung braucht das internationale
System eine Institution, die diese Leistungen erbringt. Amerika ist diese Rolle zugefallen - zufällig und nicht
vorsätzlich. Aber die Länder, die Amerika kritisieren, fühlen sich in der Regel nicht von Amerika bedroht und
sind sich oft nicht der Tatsache bewusst, dass sie Nutznießer der amerikanischen Weltregierung sind. Ohne sie würde die internationale Ordnung instabiler.

Welche anderen Bedrohungen sehen Sie für die globale Wirtschaft?

Terrorismus und verschwenderischer Umgang mit Energie. Terroristische Aktionen wie 9/11 oder die Anschläge in Madrid oder London bedrohen die Weltwirtschaft nicht insgesamt - gerade in Anbetracht der
gegenwärtigen internationalen Aufmerksamkeit und Sensibilität. Um die Abhängigkeit von Ölproduzenten
zu verringern, muss weltweit verantwortlicher mit Energie umgegangen werden. Europa ist hier schon viel
weiter als Amerika.

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