Mobile Geo-Information bei Ruhrgas

Chirurgisches Buddeln

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.
Geo-Daten sind Unternehmensschätze, die es mit geografischen Informationssystemen zu heben gilt. Doch erst die Verbindung mit einer mobilen IT bringt sie zu voller Wirkung - etwa bei der Instandhaltung und Überwachung von Versorgungsleitungen.

Morgens um sieben - das Frühstück steht noch nicht mal auf dem Tisch - liegen die Nerven der Anwohner bereits blank: Draußen wird ein Bagger vom Tieflader gewuchtet, was in der Regel Tage voller StressStress, Schmutz und Straßensperren bedeutet. Leitungsarbeiten: Man kennt das und rechnet mit dem Schlimmsten. Alles zu Stress auf CIO.de

Doch manchmal kommt es anders: Außer ein paar Quadratmetern frischen Asphalts ist von der Baustelle nichts mehr zu sehen, als die Familienernährer nach Hause kommen. Schlimmeres hat der kombinierte Einsatz von Satelliten- und mobiler Datentechnik verhindert. Geografische Informationssysteme auf dem PDA oder Laptop können Anwohnern den Stress und Leitungsnetzbetreibern hohe Ausgaben ersparen. Die volkswirtschaftliche Perspektive ist ebenfalls hochinteressant: In Deuschland liegen 3,8 Millionen Kilometer Fernwärme- und Gasleitungen, Wasser- und Abwasserrohre sowie Kommunikationskabel unter der Erde.

Rund 11000 davon besitzt Ruhrgas. Das Essener Unternehmen, das zum Energiekonzern Eon gehört, liefert über sein Fernnetz Erdgas an regionale Endversorger und Industriekunden; Marktanteil in Deutschland: gut 60 Prozent. Im System halten 26 Verdichterstationen den Gasdruck konstant; zwölf Untertagespeicher mit einem Gesamtvolumen von rund fünf Milliarden Kubikmetern gleichen saisonale Verbrauchsschwankungen aus. 612 Milliarden Kilowattstunden Energie steckten in der Gasmenge, die 2002 durch das Netz strömte.

Nicht nur für Ruhrgas gilt: Sämtliche Systemelemente von Gasleitungen sind kritisch für die Versorgung - und für die Sicherheit. Unfälle haben meist verheerende Folgen - wie Mitte August 2002 in Kamen, als nach einer Gasexplosion ein Mensch starb und die ICE-Strecke von Köln nach Berlin stundenlang gesperrt werden musste; ein Bagger hatte eine Versorgungsleitung der Stadtwerke angekratzt. In deren Leitungen liegt lediglich ein Druck von 5 Bar an; das Ferngassystem von Ruhrgas muss dagegen bis zu 80 Bar aushalten. Mehrere hundert Servicetechniker sorgen hier für Wartung und Instandhaltung. Die Kollateralschäden, die sie dabei anrichten, sind deutlich geringer geworden, berichtet Peter Loef, Leiter von Ascos, dem Positioning-Services-Bereich von Ruhrgas.

Servicetechniker greifen auf ERP-Daten zu

250 Techniker verfügen seit Anfang dieses Jahres über mobile Endgeräte, mit denen sie Baulöcher genau einmessen wie auch jederzeit Daten über anstehende und abgeschlossene Arbeiten mit dem zentralen ERP-System austauschen können. Die Basisdaten des geografischen Informationssystems - bestehend aus Luftbildern, Grundkarten und Straßenkarten - liefern kommerzielle Geo-Content-Provider. Um diese Informationen für die Disposition und die Arbeit der Servicetechniker nutzbar zu machen, müssen sie mit Karten des Ruhrgas-Leitungsnetzes überlagert werden. Hinzu kommen Sachdaten über das unterirdisch verbaute Material, sein Alter und seinen Wartungszustand. "80 Prozent der Daten von Leitungsnetzbetreibern haben geografischen Bezug", sagt Loef.

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