Mobile Geo-Information bei Ruhrgas

Chirurgisches Buddeln

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

Mobile Geo- und Sachdaten

"Je genauer die Messungen sind, desto besser und billiger fallen die Wartungsarbeiten aus", erklärt Loef. Die Integration von Satelliten- und Mobiltechnik schone aus diesem Grund nicht nur die Nerven von Anwohnern, sondern rechne sich zudem für die Leitungsbetreiber, versichert er. Beispiel: Die Prozessumstellung für das Einmessen neuer Kabelmuffen an elektrischen Verbrauchern habe sich nach 18 Monaten amortisiert. Statt die Lage der Reparaturstellen durch Vermessungsbüros ermitteln zu lassen (Kosten: bis zu 500 Euro pro Bauloch), erledigten die Ruhrgas-Techniker das mit ihren geofähigen Laptops oder PDAs nun in zehn Minuten - "inklusive Rüstzeiten", betont Loef. "Die Datenqualität ist zudem deutlich höher, und die Baugruben werden kleiner, weil die Techniker bis auf zwei Zentimeter genau messen können." Darüber hinaus würden während der Grabungen keine Messpflöcke mehr verschoben. "Und Straßensperren dauern jetzt nur noch ein paar Stunden statt Tage oder Wochen", hebt Loef hervor. 20 der 250 Mobilsysteme böten Zwei-Zentimeter-Genauigkeit.

Um mit dieser beinahe chirurgischen Exaktheit unter das Pflaster vorstoßen zu können, sind die Arbeiter auf das Beste angewiesen, was Ascos zu bieten hat. "Unser Primärprodukt sind Korrekturdaten zu den Positionierungsdaten der Satellitensysteme", erläutert Loef. Was das US-amerikanische Global Positioning System (GPS) und der russische Dienst Glonass (Globales Navigationssatelliten-system) liefern, wird um die Positionen von hunderten Referenzstationen ergänzt, deren geografische Positionen sehr exakt vermessen wurden. Sie werden teils von Ascos, teils von den Vermessungsämtern der Bundesländer betrieben, die Rohdaten täglich beim Bundesamt für Kartografie und Geodäsie ausgewertet. Diese "differenzielle" Ergänzung der GPS- und Glonass-Daten erlaubt bundesweit eine Vermessungsgenauigkeit von 50 Zentimetern.

Noch genauer geht es momentan in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland: Hier lassen sich Messungen mit bis zu zwei Zentimeter Genauigkeit realisieren. Ende des Jahres soll der "Präzise Echtzeitdienst" bundesweit angeboten werden, verspricht Loef.

Er geht davon aus, dass geografische Informationen immer wichtiger werden, nicht nur für Ver- und Entsorger. Im Straßen-, Bahn-, Schienen- und Wasserwegebereich kämen Bauer und Betreiber künftig kaum noch ohne kontrollierbare geografische Bezüge aus. Doch damit nicht genug. "Die EU verlangt neuerdings Geo-Informationssysteme für die Forstflächenvermessung", sagt Loef. "Der Förster tauscht die Flinte mit dem GPS-Rucksack." Auch im Wald dürfte es also künftig leiser werden.

Geo-Informationen: Hintergrund und Anbieter

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