McKinsey: Neue Outsourcing-Strategie

Close-Shoring im Speckgürtel

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
In kleineren Universitätsstädten im Speckgürtel der europäischen und nordamerikanischen Metropolen sieht McKinsey beste Voraussetzungen zur Ansiedlung von Rechenzentren.
Blick über die Dächer Ulms: Nach der Logik von McKinsey finden Konzerne aus München oder Stuttgart vielleicht hier den perfekten Platz für ihr Rechenzentrum.
Blick über die Dächer Ulms: Nach der Logik von McKinsey finden Konzerne aus München oder Stuttgart vielleicht hier den perfekten Platz für ihr Rechenzentrum.
Foto: Jürgen Kroder - Fotolia.com

Indien out, Ostdeutschland in als Standort für Rechenzentren? Nun, ganz so weit ist es sicherlich noch nicht. Aber die Berater von McKinsey sehen beste Voraussetzungen für Regionen ein wenig abseits der Metropolen mit ihren Firmensitzen, sich als attraktive Standorte für Rechenzentren in Europa und den USA zu profilieren. Die Autoren Ian Finnemore, Greta Kim und Aditya Pande beschreiben im Online-Journal McKinsey Quarterly einen klaren Trend, dass sich keineswegs alle Data-Center-Ressourcen in Offshore-Regionen verabschieden.

Sicherlich werden seit 15 Jahren massiv IT-Services in Länder wie Indien oder Russland ausgelagert – eine von führenden Managementberatungen propagierte Strategie. Vorbei sind aber offenbar die Zeiten, in denen die Marschrichtung ausschließlich diese fernen Länder mit ihren für wenig Geld arbeitenden IT-Spezialisten war.

Alleine aus regulatorischen Gründen müssen laut McKinsey 15 Prozent der Jobs im Rechenzentrum in heimischen Gefilden bleiben. Damit gemeint sind beispielsweise Vorschriften für den Finanzmarkt, die den Transfer von Bankdaten ins Ausland untersagen, und ähnliche Regelwerke für Gesundheitsdaten oder Informationen von sicherheitspolitischer Relevanz. Aber selbst jenseits dieser geregelten Bereiche dürfte ein Viertel der IT-Service-Aufgaben in den Heimatmärkten der Unternehmen oder zumindest in ihrer Nähe verbleiben, so McKinsey. Der Grund: Die Firmen benötigen für diese Tasks eine Schar spezialisierter Mitarbeiter, die außerhalb Europas und der USA so einfach nicht zu finden ist.

Bangalore ist für diese Anforderung offenbar nicht der geeignete Platz, aber auch New York, Los Angeles, London oder Frankfurt am Main kommen dafür nicht in Frage. Die Errichtung von Onshore-Facilities in unmittelbarer Nähe des Firmensitzes erweist sich zunehmend als Eigentor – ganz einfach deshalb, weil die Personalkosten in diesen Metropolen ausufern.

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