Location Based Services

Das Handy kennt den Weg

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Die nächste Filiale, der nächste Bankautomat oder die nächste Erdgas-Tankstelle - mit Location Based Services können Handy-Besitzer Wege abkürzen. Erstmals vertreibt jetzt ein Unternehmen Standortinformationen an Mobilfunker in allen vier Netzen.

"Es hat länger gedauert, als wir gedacht haben, doch jetzt geht das Geschäft los", ist Benjamin Tange überzeugt. Er ist einer von zwei Geschäftsführern des auf standortbezogene Mobilfunkdienste (Location Based Services) spezialisierten Hamburger Unternehmens Mobiloco. Worauf Tange besonders stolz ist: "Als erste netzbetreiberunabhängige Firma in ganz Deutschland beziehen wir Standortdaten aus allen vier deutschen Mobilfunknetzen." Dadurch können Firmen erstmals Services netzübergreifend für die Teilnehmer aller Provider gleichzeitig anbieten.

Bis es so weit war, galt es einen wahren Marathon an datenschutzrechtlichen Verträgen und technischen Schwierigkeiten zu absolvieren. "Erst seit Sommer vergangenen Jahres gibt es durch das neue Telekommunikationsgesetz auch die nötige Rechtssicherheit", sagt Tange. Im Herbst 2004 hat Mobiloco auch den letzten Netzbetreiber im RechenzentrumRechenzentrum der IC3S AG angeschlossen; seitdem wurden die Systeme getestet und laufen stabil. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Mobiloco will jetzt mit den Standortinformationen Geld verdienen und sie für Dritte nutzbar machen. Erster Kunde ist das Mobilfunkunternehmen E-Plus. In ganzseitigen Anzeigen lockt E-Plus Neukunden mit kostenlosen Handys. "Wo sie zu bekommen sind?", fragt die Headline. "Schicken sie eine Kurzmitteilung mit dem Text 'eplus' an die Nummer 72626", fordert der Anzeigentext auf. Das Besondere: Dieser Service funktioniert in allen Netzen. Nach einer einmaligen Bestätigung, mit der der Kunde seiner Lokalisierung zustimmt, bekommt er per SMS den nächstgelegenen E-Plus-Shop aufs Handy - inklusive Kilometerangabe. "Smart-Shopping mit Ortsbezug" nennen die Mitarbeiter von Mobiloco das.

Für Firmen, die den mobilen Shop- oder Point-of-Interest-Finder einsetzen wollen, kostet das Paket rund 10.000 Euro im Jahr, hinzu kommen die Kosten für den Datenverkehr, den die Nutzer verursachen. "Für den Seitenpreis einer Anzeige kann ich die Kunden ein Jahr lang zum nächstgelegenen Shop führen", wirbt Tange für sein Angebot. Die Tarifierung des Dienstes ist frei wählbar. Für die Abfrage bei E-Plus müssen die Nutzer nur den Preis für den Versand einer normalen SMS zahlen. Auch die Anbindung ist einfach: "Wir benötigen vom Kunden nur eine Excel-Liste mit den Adressen der Verkaufsstellen, die wir dann mit Geodaten anreichern", sagt Tange.

Nächster Schritt: Location Based Dating

Das nächste Projekt ist für die Besitzer von Erdgas-Autos gedacht: Der Service wird ihnen die jeweils nächstgelegene Erdgas-Tankstelle aufs Handy schicken. Vergleichsweise einfache Dienste dieser Art sollen dann den Boden für komplexere Angebote bereiten, die die Hamburger schon entwickelt haben. Beim "Buddy Alert" können Jugendliche zum Beispiel bis zu fünf Freunde mit einer SMS lokalisieren. Und eine Partnerschaftsbörse will "Location Based Dating" umsetzen. Die mobile Kontaktbörse soll damit den direkten Kontakt zwischen Flirt-Willigen ermöglichen, die nicht nur zueinander passen, sondern auch tatsächlich in der Nähe sind.

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