Suchmaschine für Mitarbeiter-Know-how

Das Wissen der Kollegen "googeln"

Michael Sudahl lebt in Stuttgart und arbeitet in Schorndorf. Der gelernte Banker und Journalist beschäftigt sich seit 20 Jahren mit den Themen Personal, Karriere und IT. Daneben berät er Firmen in internen und externen Kommunikationsfragen, erstellt Kundenmagazine, schreibt Fachartikel und moderiert Prozesse rund um die Felder Unternehmensstrategie, öffentliche Wahrnehmung und Unternehmenskultur. Darüber hinaus hat er eine mehrjährige Ausbildung zum Körpertherapeuten (Cranio) abgeschlossen und ist inzwischen ebenfalls als Coach und Trainer tätig. 
Mit einer Suchsoftware und Wissenslandkarte hilft eine Schweizer Software, Kollegenwissen in Unternehmen für alle Mitarbeiter nutzbar zu machen.

"Wenn SiemensSiemens wüsste, was Siemens weiß" ist ein gängiges Bonmot. Es drückt aus, was für viele Firmen ein Problem ist: die schiere Größe. Rund um den Globus verteilte Mitarbeiter wissen oft nichts voneinander und damit auch dem unbekannten Know-how-Fundus. Sinnstiftende CollaborationCollaboration ist trotz MailMail und Skype oft unmöglich. Firmeninterne Wissens-Wikis dümpeln vor sich hin, weil Mitarbeiter ihr Fachwissen ungern teilen. Im schlechtesten Fall haben sie Angst davor, überflüssig zu werden. Top-500-Firmenprofil für Siemens Alles zu Collaboration auf CIO.de Alles zu Mail auf CIO.de

In vielen Unternehmen liegt das Know-how der Mitarbeiter ungenutzt brach.
In vielen Unternehmen liegt das Know-how der Mitarbeiter ungenutzt brach.
Foto: docstockmedia_shutterstock

Suchmaschine für Mitarbeiterwissen

Dabei ist Firmen-Know-how oft der Schlüssel, um schneller und effektiver zu arbeiten, Forschungszeiten zu reduzieren und dem Wettbewerb den sprichwörtlichen Schritt voraus zu sein. Das Schweizer Unternehmen Starmind will hier Abhilfe schaffen. Gründer und Technikvorstand Marc Vontobel erklärt das Prinzip: "Die besten Berater sind die eigenen Leute". Sie hegen oft ein über Jahrzehnte angehäuftes Wissen. "Wir wollen dieses transparent und damit nutzbar machen", sagt Vontobel. Dafür haben er und seine 48 Kollegen eine Software entwickelt.

Basis ist die Forschung zur künstlichen Intelligenz an der Universität in Zürich, an der Informatiker Vontobel und sein Kollege, Starmind-Vorstand und Neurobiologe Pascal Kaufmann, wissenschaftlich gearbeitet haben. Das Programm funktioniert grob gesagt wie eine Suchmaschine. In einem schlichten Eingabefenster können Mitarbeiter ihre Kollegen quasi googeln.

Sie geben ihre Frage samt Schlagwort ein, und die Software findet dann den Kollegen in der Firma, der am wahrscheinlichsten die richtige Antwort liefern kann. Hier liegt dann auch der große Unterschied zu offenen Frageportalen im Internet oder firmeninternen Wissenswikis. Denn dort geben die "Experten" eigenständig an, zu welchen Themen sie antworten können. Mit der Folge: Je größer das Angebot, umso größer womöglich die Nachfrage.

Marc Vontobel: Die Software fördert das Wissen der Hidden Champions im Unternehmen zutage.
Marc Vontobel: Die Software fördert das Wissen der Hidden Champions im Unternehmen zutage.

Benotung der Antwortqualität

Bei Starmind entwickelt sich das Expertenportfolio hingegen eigenständig. Jeder Mitarbeiter erhält zu Beginn fünf Themen, die er nur angibt, wenn er im Unternehmen dazu befragt wird. "So entsteht eine Grundstruktur", erklärt Vontobel. Weil die Software lernfähig ist, merkt sie sich von da an jede Frage-Antwort-Aktion sowie die entstehenden Verbindung zwischen den Kollegen. Bei denen kommt das Frage-Antwort-Spiel gut an. Die meisten reagieren innerhalb eines Tages. Sie sind stolz, gefragt zu werden. Der Frager beurteilt anschließend die Qualität der Antwort nach einem Fünf-Sterne-Prinzip. Je mehr Sterne, desto besser war die Hilfe.

Anonyme Fragestellung und Hidden Champions

Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Fragen anonym gestellt werden. "Das ist vor allem für Kollegen aus dem asiatischen Raum wichtig", sagt Vontobel. Denn durch die Anonymität kann der Fragensteller sein Gesicht wahren. "Er muss sich nicht als ahnungslos outen." Der Antworter hingegen wird sichtbar: "Starmind funktioniert wie ein Gehirn, es legt eine Wissenslandkarte an. Auf ihr kristallisiert sich heraus, wo im Unternehmen die Hidden Champions sitzen.

Seit der Firmengründung vor fünf Jahren nutzen Starmind mehr als 30 Unternehmen mit jeweils mehr als 500 Mitarbeitern. Mehr als die Hälfte der Fragen wird binnen zwei Stunden beantwortet. Knapp 93 Prozent der Fragen konnten bislang gelöst werden. Mehr als zwei Drittel der Antworten kommen aus einem anderen Land. Interessant ist zudem, dass das Programm etwa 60 Prozent der Fragen mit der Zeit automatisch beantwortet, weil sie so oder so ähnlich schon einmal gestellt wurde. Wie bei einer Suchmaschine schlägt die Software beim Eintippen bereits Lösungen vor. In Summe spart ein User pro Frage im Schnitt rund drei Stunden Zeit ein. (pg)

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