Gute und schlechte Beispiele

Daten grafisch richtig aufbereiten

02.04.2014
Von Steffen Fiedler
Dencity
Dencity
Foto: Fathom / Steffen Fiedler, Studio NAND

Neben klassischen Daten wie der Bevölkerungsdichte, erlauben uns jedoch auch eine große Menge an Sensoren neue Perspektiven auf unsere Welt. Von Fitness-Apps aufgenommene Bewegungsmuster in Metropolen zeigen Orte, die bevorzugt zum Joggen aufgesucht werden.

Solche Perspektiven auf Städte zeigen nicht nur, wo sich die beliebtesten Laufstrecken befinden, sie können auch zu Erkenntnissen in Bereichen wie der Stadtplanung beitragen. An welchen Straßenabschnitten sollte stärker auf Fußgänger und Jogger hingewiesen werden? Wo werden neue Fußgängerbrücken oder Zebrastreifen benötigt? Datenvisualisierungen haben das Potenzial, maßgeblich zu diesen Verbesserungen beizutragen.

Nike City Runs
Nike City Runs
Foto: YesYesNo / Steffen Fiedler, Studio NAND

Für jeden Einzelnen bietet es zusätzlich die Möglichkeit, das eigene Verhalten besser zu verstehen. So zeigt beispielsweise "2013 Year in NikeFuel" die eigene gemessene Aktivität im Wochenrhythmus. Die entstehenden Überlagerungen geben Aufschluss über den durchschnittlichen Verlauf der eigenen Woche. Wann klingelt der Wecker? Früh- oder doch eher Spätjogger? Dies sind Antworten, die schnell geklärt werden können. Gleichzeitig gehen langfristige Änderungen im eigenen Verhalten jedoch verloren.

2013 Year in NikeFuel
2013 Year in NikeFuel
Foto: Fathom / Steffen Fiedler, Studio NAND

Das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die bewusste Gestaltung einer Visualisierung nicht nur Informationen zeigt, sondern auch verdeckt. Limitierungen, denen sich der Macher bewusst sein muss.

Interaktion

Im Gegensatz zu klassischen Printmedien entwickeln sich Visualisierungen im Internet zu einer Art Fernglas, das es Betrachtern erlaubt, verschiedene Blickwinkel auf einen Datensatz zu generieren. Wo Gestalter bei statischen Abbildungen die Entscheidung für Darstellungsformen und Informationsgehalt bestimmen, liegt es im Digitalen beim User, die präsentierte Welt zu erkunden.

Dieses Prinzip greift das Projekt "Dissecting a Trailer" auf. Die Visualisierung zeigt in einem Graphen, aus welchem Abschnitt des Films die einzelnen Szenen für den Trailers entnommen wurden. Zusätzlich wird die Länge der Szenen abgebildet und ob dieser eher ruhig oder rasant geschnitten ist. Kriterien, die sich wiederum auf den Film zurückführen lassen. Durch die direkte Interaktion mit dem Film über den Graphen macht die Visualisierung diese abstrakten Strukturen zugänglich.

Dissecting a Trailer - Beats of the Southern Wild
Dissecting a Trailer - Beats of the Southern Wild
Foto: New York Times / Steffen Fiedler, Studio NAND

Gleiches schafft auch "The Refugee Project" auf effektive Weise. Über einen Zeitraum von 37 Jahren werden hier Flüchtlingsbewegungen weltweit abgebildet. Kreise auf einer interaktiven Karte zeigen die Anzahl an Flüchtlingen je Land. Bewegt man die Maus über ein Land, werden die Richtungen der Migrationen auf Länderebene hervorgehoben. Eine Zeitleiste am unteren Ende vermittelt einen Eindruck über die Historie der Bewegungen des jeweiligen Landes.

The Refugee Project
The Refugee Project
Foto: Hyperakt and Ekene Ijeoma / Steffen Fiedler, Studio NAND

So demonstriert "The Refugee Project" bereits auf beeindruckende Weise den Grad der Komplexität, der durch interaktive Visualisierungen vermittelt werden kann. Der Betrachter wird durch die Möglichkeit zur Erkundung der Daten zum aktiven Teilhaber an den dargestellten Inhalten.

Aus diesem Grund ist es wichtig, auch in Zukunft Datenvisualisierung mit inspirierenden, gut gestalteten Beispielen voran zu bringen, die Menschen aktiv in Themen involvieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir unser eigenes Verhalten ergründen, oder wir auf wichtige Themen aufmerksam machen wollen. Solang wir die Daten in der Visualisierung durch gute Gestaltung und Transparenz respektieren, können wir durch ihren Einsatz nur an Wissen gewinnen.

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