Öffentliche IT-Projekte

De-Mail, E-Perso und schlechte Prozesse

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Mein Lieblingsbeispiel für den neuen Personalausweis ist der Customer Self Service. Wir haben hier eine sichere und von der Gesellschaft akzeptierte Identifikationsmöglichkeit. Bei De-Mail ist es genauso, auch damit kann man zusätzliche Kosten abbauen. Dadurch ist die sichere Übermittlung von elektronischer Post möglich. Wenn man heute mit anderen Mitteln das gleiche Sicherheitsniveau einkaufen müsste, dann wären die Kosten deutlich höher.

Anfangen und nicht ins Bockshorn jagen lassen

CIO.de: Gibt das E-Government-Gesetz dem noch einen Schub?

Schmid: Für die Behörden auf Bundesebene erwarte ich mir eine Vereinfachung größeren Umfangs. Ich hoffe, dass das weit genug geht. Man muss ja das Gesetz auch nicht im ersten Aufschlag so zimmern, dass es alle Eventualitäten mit abdeckt. Die Instrumente, um eine Folgeabschätzung für eine solche Technologie über alle Beteiligten hinzubekommen, gibt es meines Erachtens noch nicht. Der zweitbeste Weg ist sicherlich: Anzufangen und sich nicht ins Bockshorn jagen zu lassen.

CIO.de: Was soll der Prozessdatenbeschleuniger P23R machen?

Schmid: Er soll dazu beitragen, dass Unternehmen und Behörden Software zur Verfügung steht, die Government-to-Business- und Business-to-Government-Datenaustausche regelbasiert automatisiert. Ohne jeglichen manuellen Eingriff, aber auch beliebig manuell abgestuft. Das ist eine weitergedachte Form des Angebots des Statistischen Bundesamts „E-Statistik-Core“. Das Prinzip wird jetzt auf beliebig viele Branchen und Geschäftsprozesse übertragbar gemacht

CIO.de: Welche neuen Dinge werden gerade erprobt, woran arbeiten Sie?

Schmid: Wir haben die reifen Themen, wie den neuen Personalausweis und De-Mail, die jetzt in die Umsetzung gehen. Dann haben wir die Themen, die sich noch in der Konzeptionsphase befinden, wie der Prozessdatenbeschleuniger P23R. Und Themen, die noch in der Entwicklung sind, weil die Mitstreiter in der IT-Welt und die Behörden sich dem Schritt für Schritt nähern. Da geht es etwa um den mobilen Verwaltungsarbeitsplatz. Damit meinen wir den Telearbeitsplatz, aber auch eine neue mobile Ausstattung der Außendienstmitarbeiter, mit der die Verwaltungsmitarbeiter zum Bürger und zu Unternehmen gehen können. Was in der Privatwirtschaft schon mit der Flexibilisierung der Bürowelten existiert, das steht der Verwaltung erst noch bevor.

CIO.de: Was halten Sie von einem App-Store für Behörden-Software?

Schmid: Das ist eine gute Idee und entwickelt das Konzept von Bund Online „einer für alle“ weiter. Der Bürger fragt sich ja: Warum soll meine Kommune etwas neu anschaffen, wenn es in der Nachbarkommune schon da ist. Auf Landesebene wird das Konzept auch noch funktionieren. Auf Bundesebene gibt es das Verfahren eigentlich schon. Die Fragen, die gelöst werden müssen, haben mit dem Vergaberecht zu tun. Diese Diskussion muss noch geführt werden.

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