Die wöchentliche CIO-Kolumne

Demokratie wagen

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
IT-Governance ist in aller Munde. Dabei geht es um weit mehr als ein Modewort. Denn Unternehmen mit allseits akzeptierten Zielen, festen Arbeits- und Entscheidungsstrukturen sowie klaren Verantwortlichkeiten für IT und Business haben Wettbewerbsvorteile.

Das englische Verb "to govern" klingt nicht nur beruhigend; es hat auch etwas von "fürsorglich regiert" werden. In Gesprächen mit vielen CIOs traf unsere These, dass IT-Governance gleichzeitig mehr Demokratie bedeutet, jedoch zunächst auf keine spontane Zustimmung.

Doch steht auf der anderen Seite fest, dass klare Regeln, die einen Rahmen vorgeben, in dem sich die Mitarbeiter - seien sie vor Ort oder in regionalen Filialen - bewegen können, nicht nur Vorgabe im Sinne von Reglementierung und Kontrolle sein müssen. Gleichzeitig erhöhen transparente Regeln die Handlungsspielräume der Einzelnen.

Auch der Rechtstaat mit seinen Paragrafen ist eine Säule der Demokratie. Gesetzlosigkeit hingegen führt zu Willkür. Aus Kafkas Roman "Das Schloß" weiß man, wie schrecklich es sein kann, einem fernen Despoten hilflos ausgeliefert zu sein, sein Schicksal nicht zu kennen, auf eine Verurteilung zu warten, die nie kommt.

Deshalb ist die Metapher, die Klaus Mühleck, CIO des Ingolstädter Autoherstellers Audi, in diesem Zusammenhang gerne benutzt, so richtig, der von "verteilten Souveränitäten" spricht, die es zu organisieren gelte. Sein bestes Beispiel: In China, wo das Auto-Geschäft besonders kräftig brummt, kennen seine lokalen Audi-Manager den Markt am besten. Deswegen dürfen sie autonom und selbstbewusst handeln - aber natürlich immer innerhalb des festen Rahmens, das ihnen das Regelwerk vorgibt.

IT-Governance heißt deswegen für CIOs, auch mehr Demokratie zu wagen, weil die Diskussion über die Strukturen mit möglichst vielen, wenn nicht allen, gemeinsam geführt werden sollte. Und weil es mit klaren Entscheidungsstrukturen - in der Konsequenz - auch klare Verantwortlichkeiten gibt.

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