Wie das Business in Australien läuft

"Den roten Teppich kann man vergessen"

29.09.2008
Von Karsten Langer

Redet man denn gar nicht über persönliche Dinge?

Köhler: Das kommt darauf an, was man zu den persönlichen Dingen zählt. Es ist durchaus üblich, sich am Montag über die Erlebnisse des Wochenendes zu unterhalten, über Wanderungen, Segeltörns oder Zechgelage. Aber über Probleme in der Familie oder der Beziehung wird nicht geredet. Das gilt als uncool.

Manager: Australier schätzen den Kumpeltypen

Und wer gilt als cool?

Stilijanow: Der typisch australische Held ist der "underdog", derjenige, der nichts hat, aber für die Gerechtigkeit kämpft. Ned Kelly etwa ist so eine Art Robin Hood Australiens und wird als Nationalheld verehrt.

Welchen Typ Manager schätzen Australier?

Stilijanow: Am ehesten den Kumpeltypen. Einen, der auch mit dem Müllmann redet, der mit seiner Mannschaft essen geht oder ein Bier trinkt. Der Chef muss nicht unbedingt der bestangezogenste Mann im Betrieb sein, wichtiger ist, dass er mit anpackt, wenn es brennt. Wenn man es schafft, als Führungskraft ein kameradschaftliches Verhältnis zu seinen Kollegen aufzubauen, ist man auf der sicheren Seite.

Und was passiert, wenn man es nicht schafft?

Köhler: Nicht jeder ist ein Kumpeltyp. Aber solange man seine Mitarbeiter respektvoll und wertschätzend behandelt, muss man sich keine Sorgen machen. Es ist ja nicht so, dass die Mitarbeiter nicht wissen, dass sie auch Leistung bringen müssen. Aber es gibt eben auch andere Prioritäten.

Welche sind das?

Stilijanow: Wenn eine Sache funktioniert, ist das in der Regel ausreichend. Es muss nicht immer alles 100-prozentig sein, 95 Prozent reichen auch. Australier haben da einfach einen pragmatischeren Ansatz als Deutsche. Viele Dinge werden nicht so verbissen gesehen. Man arbeitet zwar viel, aber nicht bis zur totalen Erschöpfung. Außerdem hat die Freizeit einen höheren Stellenwert.

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