SAP ERP

Den Sprung muss jeder machen

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

"Wir glauben nicht, dass es zu einer Knappheit kommen wird", sagt auch Klaus Holzhauser, Managing Consultant bei PAC. Weniger jedoch, weil die Dienstleister sich entsprechend positioniert haben, sondern weil die technischen Voraussetzungen für den Umstieg auf 6.0 besser geworden sind. Dass die Preise für SAP-Dienstleistungen dennoch steigen, hält er nicht für alarmierend. "Das Upgrade besteht zu einem beträchtlichen Teil aus Commodity Services", so Holzhauser, "wenn die Unternehmen akzeptieren, dass viele Leistungen in Niedriglohnländer ausgelagert werden, können sie die steigenden Preise damit kompensieren." Gerade bei einem rein technischen Upgrade können viele Standardaufgaben gut und gerne von indischen oder tschechischen Fachkräften gemacht werden.

Höhepunkt verschiebt sich auf 2009

Ein heterogener Markt: Fast zwei Drittel des deutschen Implementierungsgeschäfts bei SAP-Bestandskunden geht an die vielen Spezialisten im Lande.
Ein heterogener Markt: Fast zwei Drittel des deutschen Implementierungsgeschäfts bei SAP-Bestandskunden geht an die vielen Spezialisten im Lande.

Holzhauser hat gerade eine Marktanalyse unter Service Providern und Anwendern abgeschlossen. Darin bestätigt sich, dass der befürchtete Ansturm in diesem und im nächsten Jahr ausbleiben wird. Die Aktionen der Unternehmen verteilen sich auf einen längeren Zeitraum, die Welle wird ihren Höhepunkt wohl erst im Jahr 2009 erreichen, sowohl beim Marktvolumen als auch bei der Zahl der Upgrade-Projekte.

Für SAP wird damit die Taktik aufgegangen sein, die Kunden zum Aufbruch in die neue ERP-Welt zu bewegen. Dass es dazu einiger "Hilfe" bedurfte, steht außer Frage. In diesem Fall war es die restriktive Wartungspolitik des Konzerns, die ein Ende der Standardwartung von R/3 bis spätestens 2010 vorsah und damit die Kunden unter Zugzwang setzte. Auch wenn man dies in Walldorf anders sieht: "Wir zwingen niemanden", hält SAP-Manager Dosch dagegen. "Unsere Kunden, die upgraden, überprüfen ganz genau, welchen Wert eine Erneuerung ihrer ERP-Systeme mit sich bringt. Und sie rechnen auch den sogenannten ROIROI eines Upgrades aus. Da sind die Wartungsgebühren sicher ein Teil dieser Rechnung." Allerdings spielten Einsparpotenziale von Kosten, Umsatz- und Gewinnoptimierung von Prozessen, die durch ERP 6.0 möglich werden, eine größere Rolle. Alles zu ROI auf CIO.de

Die meisten wechseln vom Alt-Release (R/3 4.6d und älter), auch weil entsprechende Migrations-Tools vorhanden sind.
Die meisten wechseln vom Alt-Release (R/3 4.6d und älter), auch weil entsprechende Migrations-Tools vorhanden sind.

So schön das auch klingen mag, in der Realität zeichnet noch ein anderes Bild ab. Die Berechnung und die Rechtfertigung für den wirtschaftlichen Einsatz der Lösung sind nicht so einfach, wie es das SAP-Marketing verkauft. Dafür fußt sie auf zu wenig Greifbarem, etwa Prognosen zu einer steigenden Produktivität. Die durch ERP 6.0 geschaffene technische Plattform für eine Service-orientierte Architektur (SOA) - da geht die Reise ja schließlich hin - erfüllt vielleicht eines Tages den Traum vom agilen und flexiblen Unternehmen, für viele CIOs ist dies jedoch erst der zweite oder dritte Schritte ihrer ERP-Strategie.

Fahrkarte für SOA

Damit zeigt sich auch der wesentliche Unterschied zu den Upgrades vergangener Zeiten. "Früher waren Upgrades in erster Linie funktional getrieben", so der PAC-Experte Holzhauser. "Heute wechseln viele Unternehmen erst einmal auf die neue technische Plattform, um den erhöhten Gebühren auszuweichen." Dass sich die Unternehmen mit diesem Wechsel auf SOA einstellen, hat noch nicht den Stellenwert, den SAP glauben machen will. "Die Unternehmen kaufen sich mit dem neuen Release zunächst nur die Fahrkarte für SOA."

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