Erfahrungen von Arcelor Mittal, Procter & Gamble und anderen Firmen

Der CIO-Irrtum: Web 2.0 ist kein Selbstläufer

20.03.2009
Von Nicolas Zeitler

Deshalb sollte ihr Einsatz in die täglichen Abläufe der Angestellten eingepasst werden. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass etwa ein Wiki nach Abflauen der Anfangs-Begeisterung kaum noch mit neuen Einträgen gefüllt werde. Als positives Gegenbeispiel führt McKinsey Google an. Dem Unternehmen sei es gelungen, Blogs und Wikis zu den wichtigsten Werkzeugen zu machen, über die die Ingenieure ihre Arbeitsfortschritte mitteilen. Das Management nutze die Daten, um Überblick über Abläufe zu bekommen und einzelnen Projekten nach Bedarf mehr oder weniger Mitarbeiter zuzuordnen.

4. Arcelor Mittal vergibt Preise

Als probates Mittel, um Mitarbeiter zu mehr Engagement zu bewegen, setzen Führungskräfte in der Regel auf Bonuszahlungen oder persönliche Beurteilungen. Auf Web 2.0 übertragen könnte das heißen: Wer nicht ausreichend bloggt, bekommt schlechte Kritiken von Kollegen und Vorgesetzten. Doch diese Herangehensweise ist McKinsey zufolge bei Interaktions-Anwendungen zum Scheitern verurteilt. In einem Unternehmen, das das versucht habe, hätten die Mitarbeiter immer genau so viele Wiki-Einträge geschrieben, wie ihnen vorgegeben wurde. Die Qualität der Einträge war allerdings schlecht.

Erfolg versprechender sei es, zum Beispiel das Bedürfnis der Mitarbeiter anzusprechen, wahrgenommen zu werden. Das tat der Stahlriese Arcelor Mittal. Bei großen Firmenveranstaltungen wurden vor versammelter Mannschaft Preise für besonders gute Beiträge vergeben. Die Folge: Die Mitarbeiter reichten viel mehr brauchbare Verbesserungsvorschläge ein als zu der Zeit, da die Preise noch in kleinerem Rahmen vergeben wurden.

5. Die richtigen Teilnehmer fördern

Wer ein ERP-System neu einführt, kann sich fast sicher sein, dass die Mitarbeiter, die die Anwendung brauchen, auch damit arbeiten werden. Bei Web 2.0 ist die Annahme weniger leicht vorhersehbar. So scheiterte ein Pharma-Hersteller bei dem Versuch, Anregungen von den Besuchern seiner Firmen-Webseite zu sammeln. Den meisten fehlte das Wissen, um sinnvolle Beiträge abzugeben.

Anders verfuhr Procter & Gamble. Als Wikis und Blogs eingeführt wurden, machten die Verantwortlichen zunächst Mitarbeiter aus, die sie als besonders technik-affin und als Meinungsführer erkannten. Mit Erfolg. Die Kollegen folgten den Mitarbeitern, auf deren Meinung sie ohnehin viel geben, auch bei der Nutzung von Web 2.0.

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