Top 10 - Jürgen Renfer, Bayerischer Gemeindeunfallversicherungsverband

Der die Daten sprechen lässt

Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Nicht die Menschen sollen laufen, sondern die Daten. Beim Bayerischen GUVV funktioniert das dank eines Government Information Switch.

Wie überzeuge ich das Management von einem Infrastrukturprojekt, das notwendig, aber sehr abstrakt ist und sich vermutlich erst in einigen Jahren rechnen wird? Jürgen Renfer ist IT-Leiter beim Bayerischen Gemeindeunfallversicherungsverband und der Landesunfallkasse (Bay. GUVV/LUK) und versteht viel von IT-Marketing. Er engagiert sich als Prüfer in der IT-Zertifizierung, als Lehrbeauftragter für IT-Management und E-Government und schreibt Beiträge für Fachmedien.

Jürgen Renfer hat als CIO eines Verbandes die Chance, auch mittel- und langfristig zu planen.
Jürgen Renfer hat als CIO eines Verbandes die Chance, auch mittel- und langfristig zu planen.

Auch innerhalb seines Verbandes weiß er den Nutzen der IT darzustellen, selbst wenn es um so ein sperriges Projekt wie den "Government Information Switch" geht. Mit zwei animierten Folien veranschaulichte der studierte Verwaltungs-Manager, wie die neue Daten- und Prozessdrehscheibe arbeitet und wie nach und nach bestehende Applikationen eingebunden beziehungsweise neue Anwendungen angeschlossen werden können. Letzteres ist laut Renfer das wichtigste Argument für die neue Architekturschicht, die zwar SOA-Elemente beinhaltet, aber einem Bottom-up-Ansatz folgt: "Wir sind von den Applikationen ausgegangen, die wir haben und die wir logisch verbinden wollen."

Wie man Systemgrenzen überwinden kann

Dass die neue Drehscheibe Systemgrenzen überwinden kann, zeigte Renfer mit einer Analogie aus der Welt der Eisenbahn: "Ein ICE fährt von München nach Salzburg und muss dabei unterschiedliche Standards wie Strom- oder Signalsysteme verkraften, ohne dass es der Fahrgast merkt." Auf den Gemeindeunfallversicherungsverband übertragen heißt das: Das Management kann sich darauf verlassen, dass Systemgrenzen überwunden werden, da der IT-Leiter mit seiner Mannschaft die Interoperabilität an diesen Grenzen herstellt. Sein Ausblick: "Wenn ich über den Information Switch innerhalb einer Behörde Daten sprechen lassen kann, dann ist es künftig auch denkbar, verschiedene Behörden zu verknüpfen und so die Interoperabilität über Behördengrenzen hinweg zu ermöglichen, wie es auch die EU-Dienstleistungsrichtlinie zukünftig vorgibt."

Renfer, der in seiner Freizeit gern an Oldtimern herumschraubt, hat sich bewusst für eine Karriere in der Verwaltungsinformatik der öffentlichen Hand entschieden. Obwohl auch hier starker Konsolidierungs- und Kostendruck herrschen, hat er als IT-Leiter die Chance, mittel- und langfristig zu planen. Im Gegensatz zu manchem CIO-Kollegen aus der Industrie, der oft nach drei Jahren seinen Hut nehmen muss.

Jürgen Renfer, Bay. GUVV/LUK

  • Position: Abteilungsleiter Informationstechnologie.

  • Branche: Öffentlicher Dienst (Mitarbeiter: zirka 350).

  • Ein CIO muss . . . als Dirigent den wirtschaftlichen Dreiklang aus Technologie, Menschen und Prozessen beherrschen und dafür intern wie extern adäquates IT-Marketing betreiben.

  • Er liest gerade . . . Stephen Baker: "Die Numerati".

  • Er ärgert sich über … IT-Buzz-Wording.

  • Ein Leben ohne Blackberry ist für mich … manchmal sehr erholsam und daher notwendig.

  • Wichtigstes Projekt: Government Information Switch.

  • Beschreibung: Das Projekt etabliert eine strategische Kommunikationsschicht als Daten- und Prozessdrehscheibe, die modernste Technologien des SOA-Paradigmas mit traditionellen Technologien vorhandener Legacy-Applikationen verknüpft und damit beide Welten in Koexistenz vereint. Dadurch werden vorhandene Investitionen gesichert und gleichzeitig neue Investitionen in zukunftsfähiger Form ermöglicht. Dies erlaubt den sanften Übergang zum Multikanalansatz der Verwaltungsinformatik, wonach die Daten laufen sollen statt der Kunden bzw. der Mitarbeiter.

  • Kernprodukte: TIBCO-Suite nebst Adaptoren, Eigenanpassungen.

  • IT-Umgebung: Konsolidierte, standardisierte, virtualisierte Systemumgebung ( Standard-Industrieserver unter Windows und Linux, System i mit iOS,) an einem zentralen Online-, Nearline- und Offline-Speichersystem mit DMS-Funktionalität.

  • Herausforderungen: Überzeugung der Geschäftsführung, in die nötige Infrastruktur erheblich zu investieren. Nachweisbarer ROI wird erst relativ spät erwartet, da es sich um eine mittelfristige und strategische Infrastruktur-Maßnahme handelt.

  • Zeitrahmen: 18 Monate.

  • Projektmitarbeiter: fünf.

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