Autisten im Beruf

Der etwas andere Kollege

09.06.2015
Von Lisa Hegemann

Die autistische Störung ist nach Definition der Bremer Forschungseinrichtung eine "tiefgreifende Entwicklungsstörung, die durch eine neurobiologische Störung der Hirnentwicklung verursacht wird und eine massiv veränderte Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung zur Folge hat". Forscher unterscheiden dabei zwischen mehreren Ausprägungen, der allgemeine Begriff lautet Autismus-Spektrum-Störung.

Dazu zählt etwa der frühkindliche Autismus oder eben das Asperger-Syndrom, das bei Schmidt diagnostiziert wurde. Menschen wie er haben "hohe kognitive Fähigkeiten", erklärt Cordes weiter. In der Fachsprache werden sie als hochfunktionale Autisten bezeichnet. Wenn es um Autisten im Beruf geht, dann - größtenteils - um sie.

Dass Autisten als Arbeitnehmer eigentlich interessant sein müssten, liegt an ihren Fähigkeiten. "Autisten bringen viele positive Eigenschaften mit", erklärt Cordes. Sie seien ehrlich, zuverlässig, motiviert, ja fast zwanghaft in ihrer Arbeit und würden selten Fehler machen. Hochfunktionale Autisten sind einer Studie der Uniklinik Köln zufolge sogar besser qualifiziert als der Durchschnittsbürger.

77 Prozent der Autisten haben Abitur, einen Hochschulabschluss können 35 Prozent von ihnen vorweisen. Im Bundesdurchschnitt hingegen sind es laut der Statistik der Bundesarbeitsagentur lediglich 33 Prozent beziehungsweise 15 Prozent - also jeweils weniger als die Hälfte.

Trotzdem ist die Arbeitslosenquote unter Menschen mit einer autistischen Veranlagung fast drei Mal so hoch: 18 Prozent von ihnen haben keinen Job - im bundesdeutschen Mittel sind es knapp sieben Prozent. Die Daten beziehen sich spezifisch auf die Erwachsenenforschung an der Uniklinik Köln und die Autisten, die sich dort vorstellen, sind also nicht hundertprozentig repräsentativ. Trotzdem geben sie einen Einblick dessen, wie stark sich Qualifikation und Berufstätigkeit im Autismus unterscheiden.

"Die Hälfte der Arbeitgeber weiß nicht, was Autismus ist"

Um diese Lücke zu thematisieren, gibt es Veranstaltungen wie die Fachtagung "Von Marsmenschen und Menschenwürde - Autismus und Beruf". Dort erörterten Professoren, Unternehmen und Betroffene, wie Autisten der Weg in den Job erleichtert werden kann. "Es gibt keine Gründe, warum man einer autistischen Person den Beruf vorenthalten sollte", sagt Kai Vogeley, Professor an der Uniklinik Köln, am Rande der Veranstaltung. Bei seinem Vortrag erklärt er, dass schätzungsweise 50 Prozent der Betroffenen keine Hilfen auf dem Arbeitsmarkt brauchen. Menschen wie Peter Schmidt.

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