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Zulieferer geben Gas

Der Kampf ums Lenkrad

Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.
Im MDAX gibt es keine Autohersteller, sondern nur zwei Zulieferer. Diese müssen der IT-Richtung ihrer Kunden folgen und zugleich die Herstellung von immer komplexeren Produkten im eigenen Haus steuern.

"Time to market" - die Zeitspanne zwischen dem Auftrag und der Auslieferung ist in der Automobilindustrie so geschäftskritisch wie in keiner anderen Branche. Die Effizienz der Supply-Chain ist dabei das entscheidende Kriterium. Dabei geben die Hersteller immer engere Vorgaben an die Zulieferer: "Die Verlagerung von Wertschöpfungsaktivitäten bildet sich zunehmend in den IT-Systemen der Zulieferer ab", sagt Andreas Schlosser, Leiter des Automotive-Bereichs bei Capgemini Deutschland. "Die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Zulieferern wird mit Produkt-Lebenszyklus-Management und Collaborative Engineering verbessert."

Da in der Automobilindustrie Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Lieferungen üblich sind, müssen die produzierten Güter lückenlos abrufbar sein. Die IT-Systeme haben hierfür ständig verfügbar zu sein. Beim Nürnberger Zulieferer Leoni AG gehört die permanente Optimierung des IT-Umfeldes deshalb zum Kern der IT-Strategie. Störungen wie Systemausfälle oder Datenverluste könnten die Lieferfähigkeit gefährden, die Produktion bei den Kunden vorübergehend lahm legen und Schadensersatzforderungen nach sich ziehen.

Um die hohe Verfügbarkeit zu gewährleisten, hat Leoni 2004 ein zweites, redundantes RechenzentrumRechenzentrum als Notfallrechenzentrum in Betrieb genommen. Das zentrale EDV-Rechenzentrum wurde bereits 2002 erneuert. Ein IT-Sicherheitsbeauftragter sorgt zudem auf der Grundlage einer konzernweit verbindlichen Sicherheitspolitik dafür, dass die Regelungen und Vorschriften eingehalten und die Sicherheitssysteme fortlaufend verbessert werden. Für den Capgemini-Analysten Schlosser verändert sich derzeit auch das Geschäftsmodell der Zulieferer: "Viele ehemalige Komponenten-Lieferanten entwickeln sich zu System-Lieferanten." Leoni liefert für die Automobilindustrie nicht nur Drähte und Kabel, sondern komplette Bordnetz-Systeme mit integrierter Elektronik. Die Ludwigsburger Beru AG, einer der führenden Anbieter von Glühkerzen für Dieselmotoren, engagiert sich neuerdings bei elektronischen Komplettlösungen für die Fahrzeugindustrie. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Komplexe Produkte erfordern komplexe IT

Auch diese Transformation im Business-Modell muss auf IT-Seite abgebildet werden. Mit der Folge, dass die Zulieferer vor neuen Herausforderungen stehen. "Es gibt ganz neue Prozesse im Unternehmen, die man bis dahin nicht gekannt hat", so Schlosser. "Dazu müssen entsprechende IT-Systeme eingeführt werden, die die IT-Landschaften immer heterogener machen."

Das Problem heterogener IT wird durch Akquisitionen, Zukäufe und Neugründungen in Osteuropa verschärft. Viele Zulieferer sind dadurch in den letzten Jahren gewachsen. Leoni hat allein in den Jahren 2002 und 2003 in der Ukraine, Polen, Rumänien, der Slovakei und China mehrere Werke für Draht-, Kabel- und Bordnetzsysteme in Betrieb genommen.

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