Virtualisierung

Der lange Marsch in die Enterprise-IT

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Angesichts des überall rasant steigenden Speicherbedarfs und der Tatsache, dass fast zwei Drittel der Befragten eine ineffektive und kostenträchtige Auslastung ihrer Storage-Landschaft von unter 50 Prozent verzeichnen, darf man wohl davon ausgehen, dass es noch andere Gründe für die Zurückhaltung geben muss. So antworteten auf die Frage, „Was spricht in ihrem Unternehmen gegen eine Speichervirtualisierung?“ immerhin mehr als die Hälfte (57 Prozent) mit „wir haben uns noch zu wenig mit Virtualisierung beschäftigt“, für 20 Prozent war „die Technologie zu komplex“ und 16 Prozent bemängelten die „schwierige Administration.“

Foto: Techconsult

Mit anderen Worten: Es sind wohl eher fehlendes Fachwissen, dass die Anwender noch zögern lässt. Bei den meisten Unternehmen sind es nicht Kostenzwänge, sondern der Mangel an Storage-Spezialisten sowie die wechselnden Anforderungen an die IT-Abteilung. Denn die häufig schon Ressourcen bindenden Herausforderungen bei der Integration von Applikationen und Datenspeichern und das tägliche Management komplexer Storage-Landschaften stehen besonders bei Mittelständlern der großflächigen Einführung neuer Technologien entgegen. Denn die Virtualisierung der Server-Infrastruktur lässt sich ohne Einschränkung schrittweise - Applikation für Applikation – durchführen. Bei der Speicher-Virtualisierung bedarf es dagegen eines umfassenden Konzepts, das im besten Fall schon bei Beginn die gesamte Storage-Landschaft des Unternehmens oder doch große Teile davon einbezieht.

„Storage-Virtualisierung in dem Sinne, dass durch die besonders effiziente Virtualisierung nahe an der Speicherebene eine klare Trennung zwischen der logischen und physikalischen Schicht möglich wird, verstehen nur 38 Prozent der Befragten“, sagt Analyst Mrksa. Der überwiegende Teil begreife Speichervirtualisierung vielmehr als logische Zusammenfassung heterogener Storage-Systeme. Hier seien vor allem die Anbieter gefragt, den Unternehmen ihre Lösungen und Konzepte näher zu bringen und sie bei der Entwicklung umfassender Virtualisierungskonzepte zu unterstützen: „Bezüglich der Speichervirtualisierung liegen bisher noch ein fehlendes Lösungsverständnis und ein Mangel an praktischer Umsetzungsmöglichkeit vor“, resümiert Mrksa.

Foto: Techconsult

Trotz der zögerlichen Haltung bei der Storage-Virtualisierung und der vergleichsweise bedächtigen Implementierung virtualisierter Server-Architekturen: Die Virtualisierung ist ein Trend, der zumindest in den Köpfen der IT-Verantwortlichen angekommen ist und die Unternehmens-IT nachhaltig verändern wird. Man darf wohl davon ausgehen, dass die alte Regel „Eine Applikation – ein Server“ in wenigen Jahren nicht mehr gelten wird. Denn keine Unternehmen wird es sich langfristig leisten können, daran festzuhalten.

Zur Startseite