Green IT

Der Markt dreht auf

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Drei Hebel für mehr Effizienz

Dabei gibt es drei Hebel, um IT-Architekturen energieeffizienter zu machen: "Verbrauch reduzieren, Infrastrukturen optimieren und die Ressourcen effizienter nutzen", sagt Brandwitte von Fujitsu Siemens Computers. Dass sich etwas ändern muss, liegt für ihn auf der Hand: "Heute verursacht ein Industriestandard-Server mit typischen Investitionskosten von 2.000 Euro im Jahr Stromkosten von etwa 350 Euro, dazu kommen noch die Kosten für die Kühlung." Die Mehrzahl der bestehenden Rechenzentren seien für die Herausforderungen der Zukunft, was Stromverbrauch und Wärmeentwicklung betrifft, nicht gerüstet.

Denn die Gesamtzahl der installierten Server hat sich im Lauf der vergangenen zehn Jahre um den Faktor 100 erhöht, die Anzahl der Server/Prozessoren pro Rack im selben Zeitraum verzehnfacht. Daraus ergibt sich ein fünffach gestiegener Energiebedarf und eine fünffach gewachsene Wärmeentwicklung. Für geschätzte zwei Prozent der globalen CO2-Emissionen sind allein die Rechenzentren weltweit verantwortlich. Lag der Energieverbrauch pro Rack im Jahre 2000 noch bei rund einem kW, sind es heute schon zehn kW. Durch weitere Verdichtung der Server-Strukturen könnte der Wert auf Größenordnungen von über 20 kW ansteigen.

Gartner: RZ-Architekturen veraltet

Die Mehrzahl der heute betriebenen Rechenzentren ist mit einer solchen Leistungsdichte schlichtweg überfordert. Das Marktforschungsunternehmen Gartner hat vorigen November knapp 300 RZ-Betreiber befragt. Dabei zeigte sich, dass fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmer Rechenzentren im Betrieb haben, deren Architektur älter als sieben Jahre ist. Nicht verwunderlich, dass die Hälfte von ihnen großflächige Änderungen oder den Neubau von Rechenzentren in den kommenden drei Jahren ins Auge gefasst hat. Bei fast 90 Prozent der Neu/Umbauten sollen "grünere" Rechenzentren entstehen. Für zwei Drittel der Bauherren hat die umweltbewusste Planung sogar eine hohe Priorität, und beachtliche 22 Prozent wollen für den Bau des neuen Data-Centers auf Regionen mit geringeren Energiekosten ausweichen.

Green IT über Hype hinaus

Nach Einschätzung des Gartner-Studienleiters Mike Chuba ist das kein Hype, sondern ein langlebiger Trend: "Rechenzentren werden in den nächsten fünf Jahren grüner werden - und zwar aus fundierten ökonomischen Gründen. Die Unternehmen sind nicht plötzlich zu Umweltschützern geworden." Ginge es nicht um steigende Energiekosten und möglicherweise sogar um drohende Energieengpässe, würden wohl die wenigsten Unternehmen allein die Sorge um den Kohlendioxidausstoß zum Anlass für Investitionen in Umweltinitiativen nehmen, resümiert Analyst Chuba.

Also doch nur der schnöde Mammon. "Eine wesentliche Triebkraft für die durchgängige Akzeptanz von Green IT ist, dass sie ökologische und ökonomische Gesichtspunkte in Einklang bringt", sagt Klaus Rumsauer, Director Server & StorageStorage Deutschland bei HP. Bei seinen Kunden beobachtet er eine zunehmende Bereitschaft auch zu größeren Investitionen: "Mit einer Planung, die alle Energiefragen ganzheitlich ins Kalkül zieht, rechnet sich die Investition in neue RZ-Infrastrukturen meist schon nach ein bis eineinhalb Jahren." Würden alle Aspekte berücksichtigt - wie energiesparende Komponenten, Konsolidierung und Virtualisierung von Server- und Speichersystemen, auf Energieeffizienz ausgelegte Betriebs- und Klimatisierungskonzepte -, seien Energieeinsparungen in der Größenordnung von bis zu 70 Prozent möglich. Alles zu Storage auf CIO.de

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