Geheimnis seines Erfolgs

Der verrückte Herr Rosso

20.02.2013
Von Manfred Engeser

Erfolg mit branchenfremden Managern

Um "Dinge, die ich nicht weiß, von anderen zu lernen" und weil er bei den eigenen Leuten die nötige Professionalität vermisst, "sobald es darum ging, richtig groß zu denken", engagiert Rosso als erster Modeunternehmer Mitte der Neunzigerjahre branchenfremde Manager: Zahnpasta-Verkäufer von Procter, Joghurt-Spezialisten von Danone, Fertiggerichte-Experten von Unilever. Oder schickt einen befreundeten Restaurantbesitzer aus seinem geliebten norditalienischen Heimatdorf trotz fehlender Englischkenntnisse nach Miami Beach - als Leiter seines Hotels Pelican. Eine Art-déco-Bruchbude mit Meerblick, die Rosso Anfang der Neunzigerjahre erworben hatte - eine Millioneninvestition, entschieden binnen 48 Stunden. "Mein Geschäftsführer tobte, meine amerikanischen Mitarbeiter fanden die Idee völlig hirnrissig", erinnert sich Rosso. Er selbst aber ist überzeugt: "Diese Gegend wird ihre Bedeutung zurückerlangen - jetzt ist ein günstiger Moment, hier zu investieren."

Rosso kriegt recht: Längst gilt die Gegend um den Ocean Drive wieder als Tummelplatz der Reichen und Schönen. Und das Pelican als eines der schönsten Boutique-Hotels der Welt.

Angekommen in der Luxusmode

Auch im Kerngeschäft ist Rosso längst im Luxussegment angekommen. Dafür gründet er Submarken wie Premium Denim und Diesel StyleLab und übernimmt 1999 einen Auftragsfertiger, der zwar kurz vor dem Konkurs steht, aber auch für Haute-Couture-Marken wie Lagerfeld produziert. Für Rosso wird es die Eintrittskarte in die Welt der Luxusmode. Schließlich ergänzt er sein Portfolio mit Dsquared um eine Brückenmarke für Luxusfreizeitmode, der bald weitere folgen: Rosso übernimmt die Nobelmarke Maison Margiela und gründet die Holding Only the Braves, die heute alle seine Marken führt - von klassischen Diesel-Produkten über die Prêt-à-porter-Linie Diesel Black Gold bis zu den Kollektionen des schrägen niederländischen Designer-Pärchens Viktor & Rolf. Diese "Diversifizierung des Risikos", sagt Strategieprofessor Corbetta, ist "eine gute Strategie, um das Unternehmen langfristig im Familienbesitz zu halten".

Der sanfte Übergang zumindest ist eingeleitet: Renzo Rosso kümmert sich inzwischen immer stärker um die sozialen ProjekteProjekte seiner Stiftung und seinen eigenen Weinberg, die operativen Geschicke der Holding OTB führt seit 2010 Marina Tosin. Sohn Andrea verantwortet die Diesel-Sportmarke 55 DSL, dessen Bruder Daniele schnuppert gerade ins Management des Unternehmens rein. Alles zu Projekte auf CIO.de

Der wichtigste Rat des Vaters an seine Kinder? "Es gibt viele Möglichkeiten, kluge Entscheidungen zu treffen - versucht, dies nicht zu tun."

(Quelle: Wirtschaftswoche)

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